Kohl

[629] Kohl (der) ist eine, lat. Brassica genannte Pflanzengattung, welche in Gärten und zum Theil auch auf dem Felde angebaut wird und ein sehr beliebtes, gesundes und wohlschmeckendes Gemüse, sowie ein ausgezeichnetes Viehfutter gibt. Der gemeine Kohl wächst wild am Seeufer Englands, vielleicht stammen aber nicht alle bei uns in Gärten gezogenen Spielarten von ihm ab. Von einigen Kohlarten werden die Blütenknospen als Speise benutzt, von andern die Blätter. Zu den erstern gehört der Blumenkohl und der Broccoli, die beiden vorzüglichsten Kohlarten. Der Blumenkohl, welchen man Carviol nennt, erzeugt eine Menge in starken Büscheln dicht beisammenstehender, weißer und sehr wohlschmeckender Blumen. Ihm ähnlich ist der Broccoli oder Spargelkohl, welcher aus Unteritalien stammt und dessen Blüten blau, weiß oder schwärzlich sind. – Zu den Kohlarten, von denen die Blätter verspeist werden, gehört zunächst der weiße Kopfkohl, auch Weißkraut oder blos Kraut genannt, der eine große Anzahl verschiedener Abarten hat, welche theils schlichte, theils krause Blätter haben. Die Blätter bilden runde Kohlköpfe, welche bei einigen Arten sehr groß werden. So trägt der schot. Riesenkohl bis 60 Pfund schwere Köpfe, die als Viehfutter verbraucht werden. Ebenso groß werden die Köpfe des schwed. Riesenkohls. – Der Savoyerkohl oder weiße Wirsing hat längliche, nicht festgeschlossene Köpfe und gelbe runzlige Blätter. Eine Abart desselben ist der Rosen- oder Sprossenkohl, welcher, wenn im Herbste die Spitze ausgebrochen wird, in den Blattwinkeln kleine, sehr zarte, etwa die Größe eines Apfels erreichende Blätter bildet. – Der Wirsing, Herz- oder Welschkohl hat lockere Köpfe, die aus krausen, größtentheils dunkelgrünen Blättern bestehen. – Die folgenden Sorten bilden keine Köpfe. Der Braunkohl, auch Blau-, Grün-, Stauden-, Blattkohl u.s.w. genannt, kommt wieder in sehr vielen Varietäten vor, von denen einige sehr niedrig bleiben, andere eine Höhe von 4–6 F. erreichen; ebenso haben einige Sorten ganz glatte, andere sehr stark gekräuselte Blätter. Der Schnittkohl zeichnet sich durch glatte, breitrunde, dunkelblaugrüne Blätter mit langen Stielen aus, von denen die untern den Stengel halb umfassen. Man schneidet die Pflanze, wenn sie die gehörige Größe erlangt hat, ganz ab und verbraucht sie als Speise; nach kurzer Zeit ist sie wieder so weit nachgewachsen, um aufs Neue abgeschnitten zu werden. Aus dem Samen gewinnt man ein gutes Öl. – Einige Kohlarten bilden Knollen und heißen deswegen Kohlrüben. Beim Kohlrabi, auch Oberrübe genannt, liegen die Knollen über der Erde, indem sich am Strunke ein runder Knollen ansetzt, der äußerlich grün oder blau aussieht und ein sehr wohlschmeckendes Fleisch enthält. Die Kohlrüben unter der Erde, Unterrüben, Erdkohlrabi, haben rübenartige, wohlschmeckende Wurzeln und über der Erde nur Blätter. Eine Abart ist die sogenannte Rutabaga, der schwed. Turneps oder die engl. Rübe, welche eine 6–8 Pfund schwere Rübe hat, die zum Theil über die Erde emporragt und sehr wohlschmeckend ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 629.
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