Kreuzträger

[667] Kreuzträger oder Kreuzbrüder ist der Name eines religiösen Ordens, welcher im 12. Jahrh. in Italien entstand, der Regel des heil. Augustin folgte, außerdem aber noch seinen Gliedern die Vorschrift auferlegte, beständig in der Hand ein Kreuz zu tragen. Dieses Kreuz bestand anfangs aus Eisen; späterhin aber, als der Orden zu großen Reichthümern gelangte, aus Silber. Der Reichthum wurde für ihn der Grund der Verderbniß, die so sehr überhand nahm, daß Papst Alexander VII. sich genöthigt sah, den Orden für Italien 1556 ganz aufzulösen. Bei seiner Auflösung besaß er hier noch 50 Klöster; in seiner Blüte belief sich die Anzahl derselben über 200. Von Italien aus hatten sich die Kreuzträger auch nach Frankreich, den Niederlanden, England und Böhmen verbreitet. Hier Kurden sie zuerst durch die Tochter des Königs Ottokar I., Agnes, in einem dem heil. Franciscus geweihten Hospitale zu Prag 1237 eingeführt, während ihre Schwester Anna ein Gleiches in Breslau that. Der Orden trägt einen schwarzen Leibrock mit einem rothen Kreuze von acht Spitzen und einem Stern von derselben Farbe auf der linken Seite; im Chor aber blos einen bis an die Knie reichenden Mantel. – Kreuzdamen ist ein gleicher Orden für Frauenzimmer von Stande, gestiftet in der Mitte des 17. Jahrh. von der Kaiserin Eleonora, aus dem Hause Gonzaga, zum Andenken an ein glücklich wiedergefundenes Kreuz, das während eines Brandes verloren gegangen, und in das ein Stückchen vom Kreuze Christi gefaßt war. Papst Clemens IX. bestätigte den Orden. Derselbe stand unter der Aufsicht einer Ordensmeisterin, welche Auszeichnung der jedesmaligen röm. Kaiserin zu Theil ward. Die Glieder waren verbunden, täglich einen Rosenkranz zu beten, jährlich aber am Charfreitage eine persönliche Andacht zu Mariahitzingen zu verrichten. Das Ordenszeichen besteht in einer goldenen Medaille mit einem schwarz emaillirten Kreuze in einem größern blauen Kreuze, hinter welchem ein gedoppelter schwarzer Adler und vier goldene Sterne, mit der Umschrift: Salus et gloria! (Heil und Ruhm!) an einem schwarzen Bande an der Brust.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 667.
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