Lüttich

[787] Lüttich (franz. Liège, holländ. Luik), eine Provinz des Königreichs Belgien, welche von Limburg, der preuß. Rheinprovinz, Luxemburg, Namur und Südbrabant begrenzt wird, 66 ! M. mit 370,000 Einw. wallonischen Stammes und katholischen Glaubens umfaßt und einen hügeligen, sich allmälig bis zu den Ardennen erhebenden Boden hat. In die das Land durchströmende Maas ergießen sich die Ourthe und mehre kleinere Flüsse. Im N. ist das Land fruchtbar, während die südl. Gegenden mit Wald und Weide bedeckt sind. Der Bergbau ist bedeutend und bringt Blei, Eisen, Galmei, Steinkohlen, Wetzsteine und Flintensteine. Berühmt ist das Mineralwasser von Spaa. Ansehnlich ist die Gewerbsthätigkeit; es werden namentlich Tücher, Lederwaaren und Eisenwaaren gefertigt. L. war früher ein eignes Bisthum, kam durch den luneviller Frieden 1801 an Frankreich und durch den wiener Congreß und einen besondern, 1815 abgeschlossenen Vertrag als souveraines Fürstenthum an den König der Niederlande. Endlich wurde es bei der Herstellung von Belgien (s.d.) eine Provinz dieses Königreichs. Die Hauptstadt L. mit 55,000 Einw. zeichnet sich durch hohe Gewerbsthätigkeit und durch ihre schöne Lage am Einflusse der Ourthe in die Maas aus. Die Maas theilt die Stadt in die alte oder obere und die neue oder untere. L. ist eine große, unregelmäßig gebaute Stadt, hat nur an der Maas einige schöne Plätze und Straßen und ist der Sitz eines Bischofs, eines Gouverneurs, eines hohen Gerichtshofs, einer Handelskammer und eines Handelsgerichts. Ausgezeichnete Gebäude sind der Dom, der bischöfliche Palast, das Rathhaus, das Schauspielhaus und das Gebäude der 1817 gestifteten Universität. L. hat 17 über die Maas führende Brücken und 40 Kirchen. Gemeinnützige Anstalten sind noch die Gesellschaft der Wissenschaften und Künste, das Gymnasium, die Taubstummenanstalt und die öffentliche Bibliothek. Am wichtigsten sind in L. die großen Gewehrfabriken, sowie die Tuch- und Wollenzeuchfabriken. Außerdem hat die Stadt noch Leder- und Cichorienfabriken, [787] eine Stückgießerei und ansehnlichen Handel. Die alten Festungswerke sind 1804 geschleift worden, die Citadelle hat man aber in neuerer Zeit wiederhergestellt. Nahe bei L. sind mächtige Steinkohlengruben und eine Anzahl Schwarzblechmühlen, welche jährlich gegen 100,000 Ctr. Blech liefern.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 787-788.
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