Maria Luise

Maria Luise

[56] Maria Luise Leopoldine Karoline, kais. Majestät, Erzherzogin von Östreich und lebenslänglich Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla, geb. am 12. Dec. 1791, die älteste Tochter Kaiser Franz I. von Östreich und seiner zweiten Gemahlin Maria Theresia, Prinzessin von Neapel, wurde am 1. Apr. 1810 zu Paris mit dem Kaiser Napoleon vermählt, der kurz vorher seine kinderlose Ehe mit der Kaiserin Josephine (s. Bonaparte, Josephine) aufgelöst hatte.

Ihre geistigen und körperlichen Vorzüge erwarben ihr seine aufrichtige Zuneigung, auf den Gipfel des Glücks aber schien ihn die Geburt eines Sohnes am 20. März 1811 zu versetzen, dem er noch vor der Geburt den Titel »König von Rom« ertheilt hatte. Der Hofstaat der Kaiserin ward nun noch glänzender eingerichtet, als vorher; die neue Dynastie konnte als befestigt angesehen werden und bei sonst versöhnlichen Grundsätzen konnten Frankreich und Östreich, als eng verbündet, den Frieden auf dem europ. Festlande dauernd erhalten. Die Irrungen mit Rußland wegen des Continentalsystems führten aber einen neuen Krieg herbei und die Kaiserin begleitete 1812 ihren zu Felde ziehenden Gemahl bis Dresden, stattete dann einen Besuch in ihrer Heimat ab und kehrte nach Paris zurück. Hier ereilten sie nach zahlreichen Siegesberichten auch die ersten Vorboten der verhängnißvollen Zukunft, der misglückte Versuch des General Mallet zum Umsturz der Regierung im Oct., und jenes 29. Bulletin, welches das Unglück der großen Armee verkündete. Am 30. März 1813, obgleich unter großen Beschränkungen von ihrem wieder zum Heere abgehenden Gemahl zur Regentin ernannt, entsprach sie in dieser Stellung dem in sie gesetzten Vertrauen und bewährte auch bei den spätern Unglücksfällen ihres Gemahls edle Gesinnungen. Seinem Willen gemäß mußte sie mit ihrem Sohne das von den Verbündeten bedrohte Paris am 29. März 1814 verlassen und sich nach Blois begeben, ließ sich aber von Napoleon's Brüdern, Joseph und Hieronymus, doch nicht zu weiterer Entfernung bewegen. Nach der Abdankung ihres Gemahls ging sie nach Orleans, dann nach Rambouillet, hatte am 16. Apr. zu Klein-Trianon eine Unterredung mit ihrem Vater und verließ endlich mit ihrem Sohne Frankreich, um nach Östreich zurückzukehren. Den Einladungen, welche ihr von Elba wiedergekehrter Gemahl an sie erließ, gab sie keine Folge und trat im März 1816 die Regierung der ihr von den Verbündeten ausgesetzten Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla an, mußte aber ihren Sohn Napoleon, [56] nachher Franz Karl Joseph, Herzog von Reichstadt (s.d.), in Wien zurücklassen. Im Mai 1816 ernannte sie sich zur Großmeisterin des von ihr erneuerten Konstantinischen St.-Georgenordens, und als 1831 die revolutionnaire Bewegung Italiens sich auch nach Parma verbreitete, verweilte sie in Piacenza, wo Östreich das stete Besatzungsrecht hat, bis östr. Truppen die Unruhen unterdrückt hatten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 56-57.
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