Maroniten

[66] Maroniten (die) sind eine Sekte morgenländischer Christen, welche aus den zu Anfang des 8. Jahrh. von den griech. Kaisern verfolgten Monotheleten oder Anhängern der Meinung entstanden, daß Christus zwar die göttliche und menschliche Natur in sich vereinigt, aber nur mit einem Willen gewirkt habe. Viele suchten in den unzugänglichen Gebirgsgegenden des Libanon (s.d.) in Syrien eine Zuflucht, wo schon seit dem 6. Jahrh. ein nach seinem Stifter Maron, die Maroniten genannter Mönchsorden bestand, welcher derselben Meinung anhing. Ihre Lage setzte sie in den Stand, Angriffe von außen abzuwehren und den Arabern, denen sie an Sitteneinfalt, Mäßigkeit und Gastfreiheit gleichen, unterwarfen sie sich nur insofern, daß sie ihnen wie später den Türken, einen mäßigen Tribut zahlten; übrigens leben sie völlig nach ihren altherkömmlichen Gesetzen und treiben zwischen ihren Bergen Acker-, Wein- und Seidenbau. Der Kesruan genannte Theil des Libanon wird ganz von Maroniten bewohnt, die aber auch zahlreich zu Haleb, Damascus, Tripolis und auf Cypern leben; ihr geistliches Oberhaupt nennt sich Patriarch von Antiochien, außerdem haben sie viele Bischöfe, die aber nur geringe Einkünfte besitzen, und zahlreiche Klöster, welche der angeblichen Regel des h. Antonius folgen. Ihre Priester sind verheirathet, wie die der griech. Kirche, und der Gottesdienst findet in der arab. Landessprache statt; die Messe wird jedoch im Altsyrischen gelesen und obgleich sie schon seit dem 13. Jahrh. den Papst als Haupt der Kirche anerkennen, weichen sie dennoch immer noch in vielen Dingen von der röm. Kirche ab, ja selbst das Abendmahl wird bei ihnen noch hier und da unter beiderlei Gestalten ausgetheilt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 66.
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