Modell

[161] Modell, Vorbild oder Muster, heißt das von Bildgießern und in der Bildhauerkunst (s.d.) aus irgend einem weichen Stoffe im verjüngten Maßstabe oder auch in der beabsichtigten wirklichen Größe verfertigte Vorbild, welches die Ausführung des wirklichen Kunstwerks erleichtert. In der Malerei werden Modelle männliche oder weibliche Personen genannt, welche einzelnen Künstlern oder auch in Kunstschulen für viele darnach zeichnende Zöglinge zugleich dazu dienen, die Bewegungen und Formen der lebenden Natur in den verschiedenen Stellungen des Körpers und nach Verschiedenheit von Alter und Geschlecht zu studiren, überhaupt also die Natur treu und mit Sicherheit nachahmen zu lernen. Auch von wichtigern Gebäuden, Brücken, Mühlwerken und Maschinen werden Modelle verfertigt, um ihre Einrichtung möglichst anschaulich zu machen und etwaige Mängel desto leichter wahrnehmen und verbessern zu können. Modelle von Maschinen sind zugleich ein vortreffliches Mittel, die Kenntniß und Verbreitung neuer Erfindungen der Maschinenbaukunst zu befördern, und es sind daher vorzüglich für technische oder Gewerbschulen, Kunst- und Gewerbevereine Sammlungen solcher Modelle fast unerläßlich. Auch bei Artillerie- und Ingenieurschulen befinden sich in der Regel wichtige Modellsammlungen von Kriegsmaschinen, Festungen, Schlachtfeldern u.s.w. Eine der berühmtesten Sammlungen von Festungsmodellen war die im Invalidenhôtel zu Paris befindliche, welche alle vom Marschall Vauban, gest. 1707, zu Ludwig XIV. Zeit gebauten franz. Festungen darstellte, 1814 aber von den Verbündeten weggeführt wurde und von denen der auf Preußen gekommene Antheil in Berlin in einem besondern Gebäude aufgestellt ist. In Rom werden von berühmten Gebäuden des Alterthums Modelle in Kork geschnitten und verkauft; auch hat man schon ganze Städte und Länder, z.B. die Schweiz, im verjüngten Maßstabe durch Modelle dargestellt. – Modelliren heißt ein Modell machen, was je nach dem Gegenstande die Aufgabe sehr verschiedener Sachverständiger sein kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 161.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: