Sebastian [2]

[146] Sebastian (Dom), regierte als König von Portugal 1557–78, folgte seinem Großvater, Johann III., und wurde 1554 geboren, als nachgeborener Sohn des Infanten Johann und Johanna's, einer Tochter des Kaisers Karl V. Durch eine verkehrte Erziehung wurde seinem Geiste eine an Fanatismus grenzende Frömmigkeit eingeprägt, welche ihn bestimmte, wie der König von Spanien der allerkatholischste, der von Frankreich der allerchristlichste König hieß, so den Beinamen des allergehorsamsten anzunehmen. Er glühte von Haß gegen die Ungläubigen und unternahm schon in seinem 21. Jahre den ersten Feldzug gegen sie nach Afrika. Mit einem größern Heere ging er 1578 nach Afrika, um Mulei Mehemmed gegen seinen Oheim, den Sherif von Fez und Marokko, Mulei Moloch, beizustehen und dabei zur Verherrlichung des Christenthums zu wirken. In der Schlacht starb der kränkliche Mulei Moloch in seiner Sänfte, aber der tollkühne S. stürzte sich so tief in die Haufen der Feinde, daß er unrettbar verloren war. Auch Mulei Mehemmed und fast das ganze christliche Heer kamen um. Da man den Leichnam des Königs nicht hatte finden können, ein Todter, den man für denselben hielt, bis zur Unkenntlichkeit von Wunden entstellt war, so traten, nachdem Portugal an Philipp II. von Spanien gefallen war, mehre Betrüger auf, welche sich für den König Sebastian ausgaben und nach der Herrschaft strebten. Der eine falsche Sebastian war der Sohn eines Steinschneiders und wurde hingerichtet. Doch 20 Jahre nach S.'s Tode trat in Venedig der Sohn eines Ziegelbrenners mit dem Vorgeben auf, daß er der unglückliche König von Portugal sei, sich bisher in der Berberei und dann als Einsiedler in Sicilien aufgehalten habe, um die Ruhe Portugals nicht zu stören. Portugiesen sollten ihn erkannt haben, als er auf dem Wege zum Papst gewesen sei, um sich diesem zu entdecken. Er ward erst aus Venedig verwiesen, dann aber, als er doch zurückkehrte, eingekerkert. Indeß wußte er seine Richter selbst für die Wahrheit seiner Aussage einzunehmen und wurde freigelassen, aber verbannt. Später in die Hände der Spanier gerathen, wurde er bis an seinen Tod in Gefangenschaft gehalten, obgleich ein großer Theil Europas seiner Aussage, daß er der 1578 verschwundene Sebastian sei, Glauben schenkte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 146.
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