Seife

[157] Seife (die) ist ein chemisches Product, eine Verbindung von Öl oder Fett mit Kali oder Natron, welche das Eigenthümliche hat, daß sie sich im Wasser unter Schäumen auflöst und welche zur Entfernung von Unreinigkeiten aus Zeuchen u.s.w. gebraucht wird. Die fettigen Säuren (Margarinsäure, Stearinsäure, Ölsäure), welche einen Hauptbestandtheil jedes Fettes und Öls ausmachen, sind es, welche bei der Bereitung der Seife mit dem in der Asche, Pottasche oder Soda enthaltenen Kali oder Natron sich chemisch verbinden. Das Kali gibt mit Öl oder Fett nur sogenannte Schmierseifen, keine feste Masse, diese liefert nur die Verbindung mit Natron. Man unterscheidet je nach den Bestandtheilen Talgseifen und Ölseifen und andererseits Kali-Seifen und Natron-Seifen. Die bei uns gewöhnliche feste Seife wird meist aus Talg und ätzend gemachter Aschen-oder Pottaschenlange bereitet. Um die so zunächst entstandene Kaliseife in (feste) Natronseife umzuwandeln, muß jene dann noch einen Zusatz von Kochsalz erhalten. Es verdrängt nämlich das im Kochsalz enthaltene Natron das in der Seife enthaltene Kali und verbindet sich selbst mit den fetten Säuren. In Gegenden, wo der Ölbaum wächst, bereitet man die Seife meist aus Olivenöl und Sodalauge, und erhält so eine reinere Seife als die unsere. Von dieser Art sind die venetianische und die marseiller Seife. Die Schmierseifen werden gewöhnlich aus den schlechtesten Arten von Öl und Fett und ätzender Aschen- oder Pottaschenlange bereitet, haben daher meist einen widerlichen Geruch und eine grünliche oder schwärzliche Färbung. Sie kommen im Handel als grüne und schwarze Seifen vor. Eine mit weißen Punkten (von weißer, fester Talgseife) durchsetzte seine Schmierseife wird Kornseife genannt. In den Apotheken bereitet man zur innerlichen Anwendung als Medicament die sogenannte medicinische Seife aus Provenceröl und ätzender Natronlauge. Die transparente (durchscheinende) Seife erhält man, wenn man eine weingeistige Auflösung von Talgseife bis zu einem gewissen Grade der Dichtigkeit abdampft und dann in Formen langsam erkalten läßt und trocknet. Zu den feinern Seifen zum Waschen des Gesichts und der Hände, den sogenannten Toilettenseifen, nimmt man die reinsten Bestandtheile und gibt ihnen durch Zusatz wohlriechender Stoffe einen angenehmen Duft. So bereitet man die Windsorseife aus Schweinefett und gereinigter Lauge und setzt etwas Kümmelöl zu, die Mandelseife aus Mandelöl, die Palmseife aus Palmöl, die Cocosnußöl-Soda-Seife aus Cocosnußöl und Soda u.s.w.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 157.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: