Shaftesbury

[174] Shaftesbury (Ant. Ashley Cooper, erster Graf von), ein berühmter Staatsmann, wurde 1621 geb., studirte die Rechtswissenschaften und wurde 1640 ins Parlament gewählt. Er wurde nachher von Cromwell (s.d.) zum Geheimrath ernannt, trat aber nach seiner Aufnahme in den Staatsrath mit den Freunden Karl II. in Verbindung. Nach Karl's Erhebung auf den Thron 1660 ward er Geheimrath und Commissarius bei dem Gericht über die Mörder Karl I., 1662 Pair und nachher Kanzler, endlich Lord der Schatzkammer. Nachdem er 1672 Graf von S. und Lordkanzler geworden, erwarb er sich den Ruhm der Unparteilichkeit und Redlichkeit, wurde jedoch schon im folgenden Jahre gestürzt. Er trat nun auf die Seite der Opposition und kam auf 13 Monate in den Tower, weil er sich der 15monatlichen Prorogation des Parlaments entgegensetzte. Es gelang ihm endlich, das Ministerium zu stürzen, er wurde selbst Präsident des Geheimraths und hat sich ein unvergängliches dankbares Andenken beim engl. Volke durch die Habeas-Corpus-Acte erworben, welche sein Werk war. Nach fünf Monaten wurde er wieder entlassen und sogar des Hochverraths angeklagt. Nach seiner Freisprechung ging er nach Amsterdam und starb daselbst im folgenden Jahre 1683. – Sein Enkel, Ant. Ashley Cooper, dritter Graf von Shaftesbury, geb. 1671, hat sich als philosophischer Schriftsteller ausgezeichnet. Nachdem er eine ausgezeichnete Erziehung genossen, begab er sich 1686 auf Reisen. Er trat später in das Parlament, gab jedoch die Laufbahn als Staatsmann seiner schwächlichen Gesundheit wegen auf, lebte ein Jahr lang in Holland und beschäftigte sich bis 1700 nur mit den Wissenschaften, wo er als Graf S. in das Oberhaus eintrat. Nachdem die Königin Anna zur Regierung gekommen war, zog er sich wieder zurück und ging wieder auf zwei Jahre nach Holland. Im J. 1709 verheirathete er sich, 1711 unternahm er eine Erholungsreise durch Frankreich und Italien und starb auf dieser 1713 zu Neapel. In einer ausgezeichneten Prosa schrieb S. »Charakteristiken der Menschen, Sitten, Meinungen und Zeiten« (3 Bde. Lond. 1713; deutsch Lpz. 1776) für Freiheit, Tugend und natürliche Religion, und es spricht sich in ihnen ein durch Wissenschaft und Kunst gleichmäßig gebildeter Geist aus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 174.
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