Spitzen

Spitzen

[251] Spitzen heißen seine Gewebe nach Bandform von verschiedener Breite, welche aus verschiedenen Stoffen nach mannichfachen Mustern verfertigt und zu Damenputz verwendet werden.

Man unterscheidet geklöppelte und mit der Nadel verfertigte, jene heißen franz. dentelles, diese points Gewirkte Spitzen machen die Posamentirer auf dem Bortenwirkerstuhle. Das Klöppeln der Spitzen geschieht so, daß nach dem vorliegenden Muster die Fäden mit der Hand ineinander geschlungen werden. Dabei sind die Fäden auf hölzerne kleine Klöppel gewickelt, um sich während der Arbeit nicht zu verwirren, und die Spitzen selbst werden, sowie sie aus der Hand des Arbeiters hervorgehen, auf ein Kissen mit langen dünnen Nadeln befestigt. Man beurtheilt ihre Güte nach der Feinheit des Zwirns und nach der Sauberkeit und Festigkeit der Arbeit. Bei den genähten Spitzen ist der Grund gewebt und die Zeichnungen werden aus freier Hand mit der Nadel eingestickt. Zäckchen heißen eine Art seiner Zwirnspitzen, welche mit Klöppeln und Nadeln auf dem Klöppelkissen verfertigt und an die Spitzen angenäht werden. Die schönsten Spitzen kommen aus den Niederlanden und Belgien. Besonders berühmt sind die brabanter Spitzen aus Brüssel, Antwerpen, Mecheln und die points d'Alençon aus Alençon, Valenciennes, Gent, Ryssel. In und um Brüssel sind an 20,000 Menschen mit der Verfertigung von [251] Spitzen beschäftigt; die brüsseler Spitzen sind die besten von allen. Die feinsten Spitzen heißen Speldewerkskanten. Mecheln liefert besonders dauerhafte Arbeit. Auch in Frankreich, England, Italien, in der Schweiz und in Deutschland werden viele Spitzen verfertigt. Im sächs. Erzgebirge sind an 30,000 Menschen, besonders Frauen, mit Spitzenklöppeln beschäftigt. Man unterscheidet Zwirnspitzen und schwarz- und weißseidene Spitzen oder Blonden. Die schneeberger und annaberger Spitzen erreichen an Schönheit die brabanter. Auch im böhmischen Hochgebirge und in Holstein werden viele Spitzen verfertigt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 251-252.
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