Stralsund

[312] Stralsund (der Regierungsbezirk) mit der gleichnamigen Hauptstadt ist das ehemalige Schwedisch-Pommern, welches 1814 durch den Frieden zu Kiel von Schweden an Dänemark und 1815 mittels Vertrags von diesem an Preußen abgetreten wurde. Die Stadt S. liegt am Gellen, der [312] Meerenge, welche das feste Land von der Insel Rügen trennt. Dieselbe bildet hier einen guten Hafen, weshalb die Stadt schon früher, und namentlich seit sie zum Hansebunde gehörte, einen bedeutenden Handel trieb, und vorzüglich Tuch- und andere Wollmanufacturen ausführte. Auch war sie damals bevölkerter als jetzt, wo sie nur zwischen 15–16,000 Einw. zählt, deren wichtigster Erwerb die Malzbereitung ist. Wichtig ist auch die Dampfschiffahrtsverbindung mit Schweden, und der Handel auch noch nicht unbeträchtlich. Die sehenswerthesten Gebäude sind die Nicolai- und die Marienkirche und das Rathhaus, auf welchem sich auch eine ausgezeichnete Bibliothek befindet. Die gemeinnützigen Anstalten, namentlich das Zucht-, Arbeits- und das Waisenhaus, befinden sich in sehr gutem Zustande. S. war früher eine sehr bedeutende Festung und trotzte namentlich im dreißigjährigen Kriege (1628) der Belagerungskunst Wallenstein's. Im J. 1674 wurde sie von dem großen Kurfürsten, und 1715 im nord. Kriege von den gegen Karl XII. verbündeten nord. Mächten erobert. Seitdem geriethen die Festungswerke in Verfall, sie werden aber jetzt wieder hergestellt. Übrigens ist die Stadt auch durch. umliegende Moräste und Seen natürlich befestigt. Noch ist zu bemerken, daß hier Schill (s.d.) 1809 seinen Tod fand.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 312-313.
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