Bolivia

240. Bolivia.
240. Bolivia.
Südamerika. I. (Karten)
Südamerika. I. (Karten)
Flaggen.
Flaggen.

[236] Bolivĭa, Republik Südamerikas [Karte: Südamerika I], nach Simon Bolivar benannt, südöstl. von Peru, vom Titicacasee bis zum Paraguay, 1.226.600 qkm, (1900) 1.734.000 E., darunter ca. 250.000 Indianer (zivilisierte Aymara und Quechua, wilde Mojo, Chiquito, Chiriguano, Toba). Die Kordilleren bilden in B. mehrere Ketten; in der westl. Hauptkette der Sajama (6415 m), in der östl. der Sorata (6550 m), Illimani (6400 m) etc. Schneegrenze 5200-5300 m hoch. Zwischen beiden Hauptketten das Hochland von B., ca. 4000 m hoch, 105.200 qkm groß. Im N. und O. Tiefebenen (Llanos). Flüsse: Paraguay mit Pilcomayo und Bermejo, der Beni und Mamoré (Quellfluß des Madeira). Auf der Hochebene mehrere meist abflußlose Salzseen, bes. die Pampa Aullagas, durch den Desaguadero mit dem Titicaca verbunden. Hauptreichtum die Mineralschätze (Silberminen von Potosi etc., Kupfer, Gold, Zinn, Blei). Handel s. Beilage: Südamerika; Eisenbahnen s. Beilage: Eisenbahnen; Länge der Telegraphenlinien (1903) 5013 km.

Staatsform nach der Konstitution vom 25. Aug. 1826 repräsentativ; gesetzgebende Versammlung der Kongreß (Senatoren- und Deputiertenkammer). Exekutive ein auf vier Jahre gewählter Präsident nebst verantwortlichem Ministerium. Budget (1904) in den Einnahmen ca. 7,2, in den Ausgaben ca. 9,1 Mill. Bolivianos (zu M 1,76). Staatsreligion die katholische (Erzbistum in Sucre und 3 Bischöfe). Unterricht mangelhaft, trotz der 6 Universitäten. Wappen: Landschaft mit Lama, Ährenbündel, Pisangbaum, Bergwerk und Sonne [Abb. 240]. Flagge rot-gold-grün [Tafel: Flaggen]. Armee 2975 Mann und 64.000 Mann Nationalgarde. Administrativeinteilung in 8 Departamentos mit 32 Provinzen. Hauptstadt Sucre.

Geschichte. B., das alte Oberperu, zum Reich der Inkas von Cuzco gehörig, wurde von den Spaniern seit 1538 erobert und zum Vizekönigr. Peru, 1780 aber unter dem Namen Charcas zum neugebildeten Vizekönigr. La Plata geschlagen. 6. Aug. 1825 wurde zu Chuquisaca die Unabhängigkeit des Landes erklärt, 11. Aug. der Name B. angenommen. Seitdem Parteikämpfe bis in die neueste Zeit. 1879-84 unglücklicher Krieg mit Peru gegen Chile, der mit dem Waffenstillstand vom 29. Nov. 1884 endete, in welchem B. die Küstenprov. Atacama an Chile abtreten mußte, um die 1904 neuer Streit entstand. Eine Dez. 1898 ausgebrochene Revolution endete mit dem Siege der Aufständischen, deren Führer Pando Präsident wurde, dem 1904 Oberst Montes folgte. Nov. 1903 trat B. an Brasilien einen Teil des Territorio Nacional de Colonias ab. – Vgl. Matzenauer (1897).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 236.
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