Chile

343. Chile.
343. Chile.
Südamerika. I. (Karten)
Südamerika. I. (Karten)
Flaggen.
Flaggen.

[333] Chile (Chili, spr. tschi-), Republik an der Westküste Südamerikas [Karte: Südamerika I], 797.103 (759.000) qkm, (1902) 3.173.783 E. Zu C. gehören auch die Osterinsel und Sala y Gomez im Stillen Ozean. Bis etwa 27° breites Hochland, zwischen der Hauptkette der Kordilleren und den Küstenkordilleren, mit Gipfeln über 6000 m; von da an nach S. der Westabhang der Kordilleren, die vom 42° an unmittelbar ans Meer treten; viele Vulkane. Acker-, bes. Weizenbau (in der südl. Hälfte), Viehzucht, Bergbau (Kupfer, Silber, Gold, Steinkohlen, Salpeter, Borax). Die große Menge des Volks Nachkommen der Spanier, Indianer und Mestizen. Handel s. Beilage: Südamerika; Handelsflotte (1902) 136 Schiffe von 65.715 Registertons. Haupthafen und -handelsplatz Valparaiso, für Ausfuhr Iquique. Eisenbahnen s. Beilage: Eisenbahnen; Telegraphenlinien (1902) 14.938 km.

Verfassung und Verwaltung. Regierungsgewalten nach der Verfassung von 1833: Senat und Kammer der Abgeordneten als gesetzgebende Gewalt; exekutive Gewalt (der Präsident, auf 5 Jahre gewählt, mit 6 Ministern und Staatsrat). Einteilung in 23 Provinzen (Tacna und Tarapacá, früher bolivianisch, nur okkupiert) und das Territorium Magallanes; Hauptstadt ist Santiago. Staatsreligion röm.-kath. (Erzbischof und 3 Suffagranen); herrschende Sprache die spanische. In Unterricht und Bildung steht C. allen südamerik. Staaten voran (Universität zu Santiago); der Unterricht unentgeltlich. Budget 1903: ca. 106 Mill. Pesos. Seit 1901 müssen alle dienstfähigen Bürger eine bestimmte, durch Verordnungen vorgeschriebene Zeit Dienst tun. Stehendes Heer 1903: 9052 Mann (Stämme 5052, Ausgehobene 4000); Reserve 2350 Offiziere, 31.000 Mann. Bewaffnung: Mausergewehr M 95 (Kaliber 7 mm), Mauserkarabiner, Lanze, Kruppsche Schnellfeuerkanonen. Kriegsflotte: 1 Panzerschiff, 2 Panzer-, 5 geschützte, 3 Torpedokreuzer, 6 Torpedojäger, 13 Torpedoboote, Personal 1904: 67 Offiziere, 1153 Mann. Wappen: quergeteilter, oben blauer, unten roter Schild mit fünfeckigem, silbernem Stern in der Mitte [Abb. 343]. Flagge: unten rot, oben weiß mit fünfeckigem, weißem Stern in blauem Felde [Tafel: Flaggen].

Geschichte [s. auch Beilagen: Entdeckungsreisen und Kolonien]. Spanier unter Diego d'Almagro drangen zuerst 1535 von Peru aus in das Land und rückten 1550 bis an den Biobio vor; erst spät wurde das Land der Araukaner einverleibt. Bis 1797 bildete C. einen Teil des Vizekönigreichs Peru, sodann eine eigene Generalkapitanie. Der Abfall von Spanien begann mit dem 18. Sept. 1810; die Unabhängigkeit begründete der Sieg auf der Ebene von Maipu 5. April 1818. Bis 1839 innere Unruhen und Kämpfe mit Peru und Bolivia. 1844 wurde C. von Spanien als unabhängiger Freistaat anerkannt. 1865 wurde es in den span.-peruan. Krieg verwickelt und 1866 Valparaiso bombardiert. 1879 entstand ein neuer Krieg mit Bolivia und Peru wegen der Guano- und Salpeterlager in dem streitigen Grenzgebiet der Wüste Atacama. Die Chilenen siegten 19. Nov. 1879 bei Dolores, 26. Mai 1880 bei Tacna, erstürmten darauf 7. Juni Arica, besetzten 17. und 18. Jan. 1881 Lima und Callao. Im endgültigen Frieden (Okt. 1883) trat Bolivia die Prov. Antofagasta, Peru die Prov. Tarapacá, Tacna und Arica an C. ab. Ein Budgetstreit mit dem Kongreß veranlaßte 1891 einen Aufstand gegen den Präsidenten Balmaceda. Die Kongreßpartei siegte 21. Aug. bei Concon, 28. Aug. bei La Placilla südl. von Valparaiso, worauf sich Balmaceda den Tod gab. Der Führer des Aufstandes, Montt, wurde sein Nachfolger, diesem folgte 1896 Errazuriz, diesem 1901 Riesco. Ein älterer Grenzstreit mit Argentinien wurde 21. Nov. 1902 durch den König von England als Schiedsrichter zugunsten C.s geschlichtet. – Vgl. Vidaurre (span., 2 Bde., 1889), Espinoza (span., 4. Aufl. 1897), Ochsenius (1884), Kunz (1891); zur Geschichte: Barros Arana (span., 12 Bde., 1885-94), Hancock (engl., 1894), Wright (engl., 1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 333.
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