Gold

[695] Gold (Aurum, chem. Zeichen Au), das edelste Metall, goldgelb, sehr politurfähig und glänzend, in fein verteiltem Zustande braun, in dünnen Schichten blaugrün durchscheinend; Atomgewicht 195,74, spez. Gewicht 19,3 bis 20,7; sehr weich, schmilzt bei 1064° und verflüchtigt sich bei höherm Erhitzen. G. ist das dehnbarste Metall; es wird nur von Königswasser, von freiem Chlor und Brom, ferner von Cyankalium in Gegenwart von Luft gelöst. Es kommt meist gediegen, regulär kristallisiert oder in Plättchen, Drähtchen oder Körnchen (Goldsand), ferner in Legierungen mit Silber und Platinmetallen, seltener in Erzen (Schrifterz) vor; als Berg-G. in kristallinischen Gesteinen, bes. Quarz, als Wasch-G., Alluvial-G. in den daraus durch Verwitterung entstandenen Sanden (in Flüssen Goldseifen). Der größte Teil alles gewonnenen G. ist Wasch-G., das durch Schlämmen von dem spezifisch leichtern Sand getrennt wird. Feste goldhaltige Gesteine werden zermahlen und dann amalgamiert, oder das G. wird durch Chlor in Lösung gebracht (nach Plattner); Kiese werden vorher geröstet. Am verbreitetsten ist jetzt das Cyanidverfahren (McArthur-Forrest-Prozeß), bei dem das G. durch verdünnte Cyankaliumlösung aus den gemahlenen Erzen extrahiert und dann elektrolytisch niedergeschlagen wird. Am bedeutendsten ist die Gewinnung im Ural (seit 1819), Altai, Sibirien, in Amerika: Brit.-Columbia (1897), Kalifornien (seit 1848), Colorado, Klondike (1897), Mexiko, Peru, Brasilien, in Südafrika (1867), in Australien (1851) und Neuseeland (1856). Die Gesamtproduktion der Welt stieg seit 1886 von 169 t im Werte von 470 Mill. M 1895 auf 302 t im Werte von 784 Mill. M und 1900 auf 386 t im Werte von 1084 Mill. M. 1903 betrug sie 490 t. Goldlegierungen, durch Zusammenschmelzen mit andern Metallen gewonnen, haben größere Festigkeit und Härte als G.; ihr Wert wurde früher nach Karat berechnet (1 kölnische Mark = 24 Karat; 18 karätiges G. enthält 18 Teile G. und 6 Teile Kupfer); jetzt wird er nur in Tausendteilen angegeben; Kupferlegierung ist rote, Silberlegierung weiße, Kupfersilberlegierung gemischte Karatierung. Kupferlegierung wird zu Münzen benutzt; Dukaten haben 986 Feinheitsgrad, deutsche Goldmünzen 900, feinste Schmucksachen 750 (18karätig), leichte 250 (6karätig), ganz billige nur 100 (2,4karätig, Nürnberger G., Joujou-G.). Ein chlorentwickelndes Gemisch von Kochsalz, Salpeter und Salzsäure (Goldfarbe) löst in der Hitze oberflächlich die andern Metalle heraus und verleiht den Legierungen die Farbe reinen G. Zur Untersuchung der Legierungen (Goldprobe) streicht man sie auf schwarzem Kieselschiefer (Probierstein) und vergleicht den Strich mit Legierungen bekannten Gehalts, prüft ihn auch mittels Salpetersalzsäure; oder man schmilzt eine Probe mit Blei zusammen und oxydiert in einer Kapelle in der Muffel durch Erhitzen mit dem Blei das Kupfer (Kupellation, Abtreiben), aus dem hinterbleibenden Goldsilberregulus löst man Silber mit Salpetersäure. Die Lösung des G. in Königswasser hinterläßt beim Verdampfen Goldchlorwasserstoffsäure, die bei 150° in das braune Goldchlorid (Goldtrichlorid, Aurichlorid, Dreifach-Chlor-G.) übergeht, zerfließliche Kristallmasse, verwendet in der Photographie, in Äther gelöst als Goldäther (Goldtinktur) zum Vergolden; liefert mit den Chloriden der Alkalimetalle und der Alkaloide gut kristallisierte Doppelsalze; Natriumgoldchlorid (Goldsalz, Figuiers Goldsalz), gelbe Prismen, im Gemisch mit Kochsalz: Auro-natrium chloratum, in der Medizin als Ätzmittel gebraucht, auch in der Photographie, Porzellanmalerei, Glasfabrikation. Aus Goldchloridlösungen fällen Reduktionsmittel, schweflige Säure, Eisenvitriol, Oxalsäure und viele Metalle metallisches G.; Ammoniak fällt gelbbraunes, sehr explosives Goldoxydammoniak (Knall-G.), ein Gemisch von Zinnchlorür, Zinnchlorid fällt roten Goldpurpur (Cassiuspurpur), zur Rubinglasdarstellung benutzt; mit Magnesiumkarbonat entsteht ein Niederschlag von Goldoxyd (Goldsäure), der sich in Alkalien zu goldsauren Salzen, z.B. Kaliumaurat, löst. Cyanverbindungen sind das Goldcyanür und Goldcyanid. Kaliumgoldcyanid dient zur Goldgewinnung und zur galvanischen Vergoldung. – Vgl. Nasse (1890), Lock (engl., 1889), Grünhut (1898), Rose (engl. 1902), von Uslar (1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 695.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: