Cousin [3]

[226] Cousin (Kusäng), Victor, 1792 zu Paris geb., 1815 Professor der Geschichte der Philosophie, und Royalist, wurde 1820 wegen Mißbrauch des Katheders für politische Agitation suspendiert. 1824 kam er nach kurzer Hast in Berlin mit Hegel zusammen, der ihn mit der deutschen Philosophie bekannt machte und auf die Ausbildung von C.s »Eclecticisme impartial aux faits de conscience«, einen hegelisirenden Pantheismus, großen Einfluß übte. Nachdem C. bereits den Proclus (1820–27), Descartes (1824–26) herausgegeben und die französ. Uebersetzung Platos (1822–38, 12 Bde.) begonnen, machte er seit 1828 in wieder gestatteten Vorlesungen seine Landsleute mit der deutschen Philosophie bekannt, übersetzte [226] Tennemanns Geschichte der Philosophie, wurde 1830 Akademiker, nach den Julitagen durch Guizot Inspector der Universität, bereiste in Montalivets Auftrag die höheren Lehranstalten Deutschlands, besonders Preußens und Hollands, lieferte Bericht hierüber (deutsch von Kröger, Altona 1833, 2 Bde.), wurde Staatsrath, Director der Normalschulen, Pair, gab 1836 Abälards ouvrages inédits heraus, begleitete unter dem Ministerium Thiers die Stelle eines Unterrichtsministers, vertheidigte von 1843 an wiederum mit Michelet und Quinet das Unterrichtsmonopol der Pariser Universität und besorgte eine Gesammtausgabe seiner Werke, 1846–50, 18 Bde. Die Februarrevolution warf ihn aus seiner politischen Thätigkeit, in die ihn das neue Kaiserthum nicht wieder einführte; sein Bestreben, die deutsche speculative Philosophie auf franz. Boden zu verpflanzen, scheint wenige nachhaltige Wirkungen hervorgebracht zu haben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 226-227.
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