Gottsched

[116] Gottsched, Joh. Christoph, geb. 1700 zu Judithenkirch bei Königsberg, wurde 1723 Magister, floh 1724 nach Leipzig, um nicht für die Berliner Riesengarde eingefangen zu werden, las über Aesthetik mit Beifall, wurde 1730 Prof. der Philosophie und Dichtkunst, 1734 der Logik und Metaphysik und st. 1766. G. und die G.ianer sind namentlich durch den Federkrieg mit den schweizerischen Dichtern bekannt und ihre Verdienste in Folge des Kampfes lange zu wenig berücksichtigt worden. Der nüchterne G. hielt die Dichtkunst für erlernbare Reimkunst, pries die Franzosen als die ebenbürtigen Nachfolger der Alten, überschwemmte die Bühne mit frz. Stücken, gab seinen langweiligen »Sterbenden Kato« u. dürre Reimereien für Meisterwerke aus u. herrschte längere Zeit mit außerordentlicher Anmaßung auf dem deutschen Parnaß. Zeitschriften, zahllose gelehrte Gesellschaften in Sachsen und Preußen, alle kleinen Talente, der beräucherte Adel, die Schulmeister, die Anhänger der alten Dichterschule hielten seine Herrschaft, bis die guten Früchte des Streites häufiger zu Tage traten. Anderseits darf nicht vergessen werden, daß G. sich um die Reinigung der deutschen Sprache sehr verdient machte, die glänzende Unnatur der damaligen Oper bekämpfte, die läppisch-schmutzigen Stücke u. 1737 den Hanswurst von der Bühne trieb, wodurch freilich die volksthüml. Entwicklung der komischen Bühne gehemmt wurde, vielfach bessere Muster brachte und im Ganzen sehr anregend auf die deutsche Literatur einwirkte. Unter einer Unzahl von Schriften behauptet der »Nöthige Vorrath zur Geschichte der deutschen dramat. Dichtkunst von 1450 an« noch jetzt einigen Werth. Für geistvoller u. gelehrter als er galt seine Frau, Luise Adelgunde Victorie, geb. Culmus, geb. 1713 zu Danzig, gest. 1762 zu Leipzig. Ihre »Briefe«, Dresden 1771, 3 B.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 116.
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