Asphalt [1]

[312] Asphalt (Erdpech, Judenpech), fossiler, sauerstoffreicher Kohlenwasserstoff (Harz) (67–88% Kohlenstoff, 7–10% Wasserstoff, 2–23% Sauerstoff), kein Mineral, sondern als Gemenge ein Gestein.

Amorph, bald flüssig, bald feil, stets dunkelbraunschwarz, pechglänzend, undurchsichtig, muschelig brechend, nicht spröde, weich; Härte 2, spez. Gew. 1,1–1,2. Riecht bituminös, schmilzt bei 100° C, entzündet sich leicht und verbrennt mit stark rußender Flamme; löst sich in Alkohol und Aether ganz oder nahezu. Wahrscheinlich durch Oxydation aus Erdöl entstanden, dessen Bildung auf die Zersetzung und Umwandlung organischer Substanzen zurückgeführt wird. Gewöhnlich nicht rein, sondern mit Sand, Ton u.s.w. vermengt und verunreinigt; vielfach lagerartig (Totes Meer, Trinidad) oder auf Klüften und Gängen, dann als Imprägnation versteinerungsführender Kalksteine und Sandsteine, sogenannte Asphaltsteine (s.d.), z.B. bei Limmer (Hannover), Pyrimont bei Seyssel (Dep. de l'Ain), Val de Travers bei Neufchâtel u.s.w. Die Gesteine enthalten etwa 7–17% eigentlichen Asphalt, sind im Winter hart und im Sommer weich; zerfallen bei 50–60° C. zu Pulver [3]. In der Technik werden meist die asphaltführenden Kalksteine von Seyssel, Val de Travers u.s.w. als Asphalt bezeichnet. – Zum Asphalt gehören und es sind ihm nahe verwandt: 1. Bitumen in äußerst seiner Verteilung in Schichtgesteinen, die beim Zerschlagen eigentümlich riechen, indem sich durch die Wärmeentwicklung das feinverteilte Bitumen verflüchtigt; vielfach in Kalksteinen und Mergeln, der Zechsteinformation, Trias u.s.w. 2. Bogheadkohle (Bituminit, Torbonit), eine matte, weiche, schneidbare zähe Masse von hellem, gelbbraunem Strich, leicht entzündbar, brennt mit weißer Flamme und gibt bei der trockenen Destillation Leuchtgas; enthält bis 25% Asche, 60–69% Kohlenstoff, 8–9% Wasserstoff, 5–12% Sauer- und Stickstoff. Spez. Gew. 1,28. Nicht löslich in Aether, teilweise aber in Terpentin; kommt flötzartig zwischen Steinkohlen geschichtet vor in Batheville (Schottland), Pilsen (Böhmen) u.s.w. [1]. 3. Albertit (Melanasphalt), obsidianähnlicher Asphalt, in Trümmern und Adern der Kohlenformation von Neuschottland. 4. Dopplerit, stark glänzend, elastisch und geschmeidig, pechschwarz, geruchlos, spez. Gew. 1,089; in Brocken im Torf der Alpen und Südbayerns. 5. Elaterit, klebrig, geschmeidig, plastisch, stark bituminös riechend; spez. Gew. 0,8–1,23. Aehnlich das Ozokerit (Erdwachs), aus der Moldau, Galizien, Baku; zuweilen zu Kerzen benutzt [5]. 6. Dysodyl (Blätter- oder Papierkohle), ein bituminöser Kleb- oder Diatomeenschiefer, in dünne Plättchen spaltend. – Von den Verunreinigungen wird der meist bergmännisch gewonnene Asphalt entweder durch Schmelzen oder durch Behandlung mit heißem Wasser befreit, wobei der geschmolzene Asphalt oben schwimmt. Von Kalksteinen wird er vielfach mittels Auslaugen des Kalkes durch Salzsäure getrennt. In den Handel kommt er in Kuchen- oder Ziegelform. In reinem Zustand wird er vielfach zu Firnissen, Lacken, Kitten u.s.w. in der Malerei verwendet [2]. Der Asphalt ist ziemlich elastisch, ein schlechter Wärme- und Elektrizitätsleiter (Verwendung zur Isolierung elektrischer Leitungen) und lichtempfindlich, indem er bei längerem Einwirken des Lichtes seine Löslichkeit in ätherischen Oelen einbüßt. Auf den beiden ersteren Eigenschaften beruht die Verwendung des Asphalts zu unterirdischen Leitungsröhren (für Wasser). Die letztere wird in der Photographie, Lithographie, Heliographie u.s.w. benutzt. Die größte Bedeutung hat er als Baumaterial für Dächer, Fußwege, Bürger- und Bahnsteige, Fahrbahnen der Straßen, Hausfluren, Stall- und Kellerboden an Stelle des Steinpflasters für ebene Flächen von geringer Durchlässigkeit für Wasser [4]. Hier wird er entweder rein (Asphalt comprimé) oder mit der ursprünglichen Verunreinigung durch Kalk (Asphaltstein von der Insel Brazza) als Asphaltzement oder Asphaltmastix (s. d) verwendet [2].


Literatur: [1] Muck, Chemie der Steinkohle, Leipzig 1891; Zinken, Die Vorkommen der fossilen Kohlen und Kohlenwasserstoffe, Leipzig 1883, 3 Bände. – [2] Jeep, Der Asphalt und seine Anwendung in der Technik, Weimar 1867; Woas, Der Asphalt, seine Geschichte, Gewinnung und Verwendung; Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen, Berlin 1880, Bd. 6; Michard, Sur l'emploi de l'Asphalte, Comptes rendus mens. de la société de l'industrie minérale, Paris 1890, p. 164. – [3] Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1892, Bd. 51, S. 334. – [4] Der natürliche Asphalt in seiner Anwendung im Straßenbau, Zeitschr. für Transportwesen 1893, Bd. 10. – [5] Merz, Erdwachs und dessen Verarbeitung, Hannov. Gewerbeblatt 1887, Bd. 5.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 312.
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