Agamemnon

[160] Agamemnon, Sohn des Atreus und der Aërope, Enkel des Pelops, Urenkel des Tantalos. Von Thyestes aus Mykenä vertrieben (s. Atreus), flüchteten er und sein Bruder Menelaos nach Sparta zu König Tyndareos und vermählten sich mit dessen Töchtern, Menelaos mit Helena, A. mit Klytämnestra, die ihm die Töchter Iphigeneia und Elektra und den Sohn Orestes gebar. Nach Wiedergewinnung von Mykenä breitet er seine Herrschaft so aus, daß ihm als dem mächtigsten Fürsten Griechenlands nach Helenas Entführung durch Paris der Oberbefehl in dem Rachezuge gegen Troja übertragen wird. Er allein stellt 100 Schiffe außer 60 den Arkadern geliehenen. Über Iphigeneias Opferung in Aulis s. Iphigenie. Vor Troja erscheint A. bei Homer als einer der tapfersten Helden; jedoch bringt er über das Heer schweres Unheil, indem er durch seinen Übermut Achilleus zum Zorn reizt. Als er nach Trojas Fall mit der ihm als Beute zugefallenen Kassandra (s. d.) heimkehrt, wird er von Ägisthos, dem Buhlen der Klytämnestra, beim Mahl erschlagen. Andre lassen die auf Kassandra eifersüchtige, auch über Iphigeneias Opferung grollende Gattin ihm beim Bad ein Netz überwerfen und den Wehrlosen mit dem Beil töten. Seinen Untergang und seine Rächung durch Orestes (s. d.) behandelt Äschylos in der »Orestie«. A. wurde vielfach als Heros, in Lakonien unter dem Namen des Zeus A. als chthonischer Zeus verehrt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 160.
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