Alençon

[290] Alençon (spr. alangßóng), Hauptstadt des franz. Depart. Orne, an der Sarthe, Knotenpunkt der Westbahn, hat eine gotische Kirche (Notre-Dame), ein Stadthaus mit zwei Türmen vom alten Schloß der Herzöge von A. (s. unten) und (1901) 16,590 Einw. Die Fabrikation der ehemals berühmten Alençonspitzen (s. d.) ist im 19. Jahrh. sehr zurückgegangen, um so bedeutender aber ist die Baumwollspinnerei, Barchent- u. Leinweberei, Fabrikation von Kesseln und Drainröhren, Verarbeitung von Quarzkristallen (Diamanten von A.) zu Schmucksachen. Auch wird in der Umgebung treffliche Pferdezucht betrieben. A. hat ein Lyzeum, eine Normalschule, eine Spitzenschule, ein Museum, eine Bibliothek, eine Gewerbekammer, ein Kranken- und ein Irrenhaus und ist Sitz des Präfekten und eines Handelsgerichts. – Die alten Herzoge von A.[290] waren ein Zweig des königlichen Hauses Valois und stammten von Karl II. von Valois, der 1322 von seinem Vater mit der Grafschaft A. belehnt wurde und 1346 bei Crecy fiel. Das Pairieherzogtum ward jedoch erst 1414 für des Stammvaters Enkel Johann III. errichtet, der 1415 bei Azincourt fiel. Als mit Karl IV. 1525 das Haus A. erlosch, gab König Karl IX. das Herzogtum seinem jüngern Bruder, Franz, nach dessen Tod 1584 es wieder an die Krone zurückfiel. Heinrich IV. überließ es pfandweise dem Herzog von Württemberg, der es 1608 an seinen Sohn vererbte; von diesem kaufte es Maria de Medici 1612 für die Krone zurück. Ludwig XIV. verlieh den Titel A. 1710 seinem Enkel, dem Herzog von Berry, und Ludwig XVI. 1774 seinem ältesten Bruder, dem Grafen von Provence. Gegenwärtig führt der zweite Sohn des Herzogs Ludwig von Nemours, Prinz Ferdinand Philipp aus dem Haus Orléans (geb. 1844), den herzoglichen Titel von A.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 290-291.
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