Analȳse

[473] Analȳse (griech. Análysis, »Auflösung, Zergliederung«), in der Logik im Gegensatze zur Synthese (s. d.) die Zerlegung eines zusammengesetzten Ganzen in seine Bestandteile. Dieselbe findet (als logische A.) Anwendung auf Begriffe, um die sämtlichen, häufig nur unvollständig oder unklar mitgedachten Merkmale derselben sich oder andern zum Bewußtsein zu bringen und so Bestimmtheit des Begriffes zu erzielen; dann aber auch auf beliebige verwickeltere Erzeugnisse des Denkens: ein gegebener Beweis wird durch Zergliederung in die einzelnen Prämissen, aus denen er sich aufbaut, analysiert, ebenso kann man ein ganzes System von Gedanken (ein Buch) analysieren[473] etc. Bei der A. von Tatsachen handelt es sich entweder darum, ein zusammengesetztes Ding in seine Elemente oder einen Vorgang in eine Mehrzahl einzelner Wirkungen aufzulösen, wozu meist das Experiment unentbehrlich ist. So führt die Chemie die gegebenen Stoffe durch A. auf Grundstoffe, die Physiologie den Lebensprozeß auf die Lebenstätigkeiten der Zellen zurück, die Mechanik zerlegt die krummlinige Bewegung der Planeten in eine Tangential- und eine Zentralbewegung etc. Da wir im allgemeinen das Zusammengesetzte als bedingt durch das Einfache anzusehen haben, so kann man auch sagen, daß die A. von dem Bedingten zu seinen Bedingungen aufsteigt (so speziell die A. bei der Lösung geometrischer Aufgaben); und da meistens das Gegebene (Bekannte) zusammengesetzt ist, das Einfache aber, aus dem es besteht, erst erschlossen werden muß, so schreitet die A. auch vom Bekannten zum Unbekannten fort. – Mathematische A., s. Analysis, über die chemische s. den folgenden Artikel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 473-474.
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