Diez [1]

[903] Diez (Dietz), Kreisstadt im preuß. Regbez. Wiesbaden, Unterlahnkreis, an der Lahn, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Koblenz-Lollar u. Wiesbaden-D., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, ein Schloß (einst Residenz der Grafen von Diez, jetzt Strafanstalt), Realschule, israelitisches Waisenhaus, Bergrevier, betreibt bedeutende Kalk- und Marmorbrüche, Kalkbrennerei, Fabrikation von Marmorwaren, Teigwaren und Farben sowie bedeutenden Bergbau auf Eisen- und Manganerze und zählt (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 168) 4303 meist evang. Einwohner. Zu D. gehört das Schloß Oranienstein, auf einem Felsen an der Lahn, ursprünglich ein Benediktiner-Nonnenkloster, jetzt Kadettenanstalt (vgl. Weniger, Geschichte des Schlosses Oranienstein, Diez 1898). In der Nähe liegen die Schloßruine Ardeck, das Dorf Fachingen (s.d.) und das dem Fürsten von Waldeck gehörige Schloß Schaumburg (s.d. 2). – D. kommt unter dem Namen Theodissa schon zur Zeit Karls d. Gr. vor, der es 790 dem Kloster Prüm schenkte. Seit dem Anfang des 12. Jahrh. erscheint es im Besitz eigner Grafen, die den Grafen von Sayn verwandt waren. Als jene 1388 ausstarben, kam die Grafschaft D. durch Verheiratung z. T. an Nassau (ganz erst 1530 und 1557), das sich nun in einer seiner Linien Nassau-D. nannte. Diese Linie, später in den Fürstenstand erhoben, erlangte 1747 mit Wilhelm IV. die Erbstatthalterschaft und 1815 die Königskrone in den Niederlanden, erlosch aber 1890 im Mannesstamm, während das Fürstentum D. 1806 an das Herzogtum Nassau und 1866 mit diesem an Preußen kam.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 903.
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