Feldwebel

[404] Feldwebel (Feldwaibel), oberste Rangstufe der Unteroffiziere, trägt Offizierseitengewehr mit Portepee; bei den berittenen Waffen heißt er Wachtmeister. Er besorgt den Befehlsempfang, das Schreib- und Rechnungswesen der Kompagnie und ist Organ des Hauptmanns für die Regelung des Dienstes. Er überwacht ferner den innern Dienst, speziell auch das persönliche Verhalten der Unteroffiziere in wie außer Dienst. Der Vizefeldwebel (Vizewachtmeister), als Dienstgrad in jetziger Gestalt 1873 neubegründet, wird hauptsächlich im äußern Dienst als Vorbild und zur Anleitung der jungen Unteroffiziere, auch nötigenfalls zur Vertretung eines Offiziers verwendet. Beide Stellen erfordern besondere Befähigung und große Zuverlässigkeit, und die F. werden hiernach aus der Zahl der Unteroffiziere ausgewählt und vom Regimentskommandeur ernannt. Unteroffiziere können nach vorwurfsfreier 15jähriger Dienstzeit zu Vizefeldwebeln (Vizewachtmeistern), Zeugsergeanten zu Depotvizefeldwebeln ernannt werden. Endlich werden die Offizieraspiranten der Reserve und Landwehr, sobald sie ihre wissenschaftliche und dienstliche Befähigung zum Offizier nachgewiesen haben, zu Vizefeldwebeln ernannt, eine Stellung, die der eines Portepeefähnrichs im stehenden Heer entspricht. Diese Vizefeldwebel werden bei Einberufung zum mobilen Heer, soweit nötig, in Offizierstellen verwendet. Die F. müssen von allen Unteroffizieren, die nicht das Offizierseitengewehr tragen, militärisch gegrüßt werden. Vgl. Unteroffizier. In Österreich hat jede Kompagnie einen F. für den äußern Dienst und einen Rechnungsfeldwebel, der die Verwaltungsgeschäfte besorgt. Beide haben gleichen Rang. – Bei den deutschen Landsknechten halte der F. (Feldweibel) für die taktische Ordnung und technische Ausbildung der Truppen zu sorgen. Im Gericht war er Fürsprecher für die Angeschuldigten und hatte schiedsrichterliche Gewalt. Er holte täglich die Losung beim Obersten und stellte die Sicherheitswachen aus. Aus den Feldwebeln wurden gewöhnlich die Leutnants gewählt (vgl. Landsknechte). Vgl. Buchsteiner und Lohmann, Der F. der Infanterie (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 404.
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