Fürbringer

[213] Fürbringer, 1) Max, Anatom, geb. 30. Jan. 1846 in Wittenberg, studierte seit 1865 Naturwissenschaft und Medizin in Jena und Berlin, wurde 1870 Gegenbaurs Assistent in Jena, 1874 dessen Prosektor in Heidelberg, habilitierte sich daselbst 1876 als Privatdozent, wurde 1878 außerordentlicher Professor und ging 1879 als Professor der Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts nach Amsterdam, 1888 in gleicher Eigenschaft nach Jena, 1900 nach Heidelberg. Fürbringers Arbeitsrichtung ist die morphologische. Er brachte neue Aufschlüsse über die Knochen und Muskeln der Extremitäten der schlangenähnlichen Saurier, arbeitete über die Schultermuskeln, die Kehlkopfmuskulatur, Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Exkretionsorgane der Wirbeltiere, die Entwickelung der Amphibienniere, die Homologie der sogen. Segmentalorgane der Anneliden und Vertebraten. Spätere Arbeiten galten der Morphologie und Systematik der Vögel, der spino-okzipitalen Nerven der Selachier und Holokephalen etc. Er schrieb: »Die Knochen und Muskeln der Extremitäten bei den schlangenähnlichen Sauriern« (Leipz. 1870); »Beitrag zur Kenntnis der Kehlkopfmuskulatur« (Jena 1875) 7 »Zur Lehre von den Umbildungen des Nervenplexus« (Leipz. 1879); »Zur Entwickelung der Amphibienniere« (Heidelb. 1877); »Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel« (Amsterd. 1888, 2 Tle.); »Über die spino-okzipitalen Nerven der Selachier etc.« (in der Festschrift für Gegenbaur, Leipz. 1897); »Beitrag zur Systematik und Genealogie der Reptilien« (Jena 1900, 1902); »Zur vergleichenden Anatomie der Schultermuskeln und des Brustschulterapparates« (Leipz. u. Jena 1872–1902, 5 Tle.); »Morphologische Streitfragen« (Leipz. 1902).

2) Paul, Mediziner, Bruder des vorigen, geb. 7. Aug. 1849 in Delitzsch, studierte seit 1869 in Berlin und Jena und promovierte 1874 mit einer Arbeit über das Kopfskelett von Myxine glutinosa. Er war Assistent von Friedreich in Heidelberg, arbeitete über die Lungenmykosen des Menschen und Quecksilberwirkung, habilitierte sich 1876 als Privatdozent für Arzneimittellehre in Heidelberg, übernahm aber 1878 in Jena die Leitung der Klinik für Kinder- und Hautkrankheiten sowie die medizinische Distriktspoliklinik. Fortan beschäftigte er sich besonders mit den Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane, verschiedenen Infektionskrankheiten u. der Desinfektion der Hände. 1886–1903 wirkte F. als Leiter der innern Abteilung des Krankenhauses Friedrichshain in Berlin und wurde 1890 Mitglied des Medizinalkollegiums für die Provinz Brandenburg. Er veröffentlichte mehrere Arbeiten über Spinalpunktion, Klimatotherapie, Ernährungs- und physikalische, besonders Zyklotherapie und schrieb: »Zur vergleichenden Anatomie der Muskeln des Kopfskeletts der Zyklostomen« (Jena 1875); »Die innern Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane« (2. Aufl., Berl. 1890); »Über die Punktionstherapie der serösen Pleuritis und ihre Indikation« (das. 1890), letzteres in der von ihm mit E. Hahn seit 1888 herausgegebenen »Berliner Klinik«, Sammlung klinischer Vorträge; »Die Störungen der Geschlechtsfunktionen des Mannes« (2. Aufl., Wien 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 213.
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