Hänfling

[770] Hänfling (Acanthis Bechst.), Gattung der Finken (Fringillidae) und der Unterfamilie der Gimpel (Pyrrhulinae), Vögel mit kegelförmigem, kurzem, scharf zugespitztem Schnabel, ziemlich langen, spitzigen Flügeln und am Ende gabelförmigem Schwanz. Der H. (Blut-, Rothänfling, Grauer H., Hanfvogel, Grauartsche, Hämperling, Hanffink, A. cannabina L., s. Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 10), 13 cm lang, 23 cm breit, im Frühjahr am Vorderkopf hell blutrot (Männchen), am Hinterkopf und Nacken grau, auf dem Rücken rostbraun, am Bürzel weißlich, am Vorderhals weißlich graubraun, an der Brust brennend blutrot, am Unterkörper weiß. Dem Weibchen fehlt die Blutfarbe. Der H. bewohnt Europa und Nordafrika. Er liebt hügelige Gegenden, meidet ausgedehnte Waldungen, sammelt sich im Herbst in großen Scharen und mischt sich im Winter unter Grünlinge, Edelfinken, Goldammern etc. Er nistet vom April bis Juli zwei-, auch dreimal in Vor- oder Feldhölzern meist niedrig über dem Boden und legt 4–5 weißlichblaue, rot und braun gepunktete und gestrichelte Eier, die das Weibchen in 13–14 Tagen ausbrütet. Er nährt sich fast ausschließlich von Sämereien. In der Gefangenschaft zeigt er sich anspruchsvoll, erlernt leicht Gesänge andrer Vögel und singt eifrig fast das ganze Jahr hindurch. Im Norden Europas vertritt ihn der Berghänfling (Steinhänfling, Gelbschnabel, Quitter, Felsfink, A. flavirostris L.), mit hell wachsgelbem, im Frühjahr zitrongelbem Schnabel; er brütet in Norwegen, Nordengland und Schottland und erscheint in Deutschland von Oktober bis Februar. Der Leinfink (Birkenzeisig, Karminhänfling, Flachsfink, Meerzeisig, Zizerenchen, Schättcher, A. linaria L.), 13 cm lang, 22 cm breit, am Vorderkopf dunkel karminrot, am Bürzel blaßrot, sonst oben braun, an der Kehle schwarz, am Vorderhals blaß karminrot, an der Unterseite weißlich, auf den Flügeln weiß gebändert. Der Leinfink bewohnt die Birkenwaldungen des Nordens der Alten und Neuen Welt, geht von hier aus im Herbst südlich und erscheint dann bisweilen in sehr großer Zahl in Deutschland, während ungleich größere Mengen in der Heimat bleiben. Er nährt sich im Winter von Birkensamen, im Sommer von Insekten, baut sein Nest niedrig über dem Boden auf Birkenbüschen[770] und legt im Juni 3–6 grünlichweiße, braunrötlich getüpfelte Eier. Bei uns erscheint er im November, vereinigt sich gewöhnlich mit dem Zeisig und schweift mit diesem im Land umher. Als Käfigvogel ist er sehr beliebt, in manchen Gegenden fängt man ihn auch für die Küche. Eine Abänderung unsrer Art ist der große Birkenzeisig (A. linaria Holboelli Brehm). In den Alpen ersetzt den Leinfink der Bergleinfink (Rotzeisel, Zuser, Rotleinfink, A. linaria rufescens Vieill.), der in der Schweiz, in Salzburg, Steiermark, auch in Schottland brütet und als Wintergast in Niederösterreich erscheint.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 770-771.
Lizenz:
Faksimiles:
770 | 771
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika