Hellwald

[151] Hellwald, 1) Friedrich Anton Heller von, Kulturhistoriker und geograph. Schriftsteller, geb. 29. März 1842 in Padua, gest. 1. Nov. 1892 in Tölz (Oberbayern), Sohn des österreichischen Feldmarschallleutnants Friedrich Heller von H. (gest. 1864), trat früh in die österreichische Armee ein, nahm aber 1864 eine Zivilanstellung an, um dem Studium der Erdkunde nachgehen zu können, und wurde, nachdem er den Feldzug von 1866 gegen Preußen mitgemacht, in die Redaktion der »Österreichischen militärischen Zeitschrift« berufen. 1872–81 redigierte er das »Ausland«. Von seinen zahlreichen, nicht immer genügend gründlichen Schriften erwähnen wir: »Die amerikanische Völkerwanderung« (Wien 1866); »Maximilian 1., Kaiser von Mexiko« (das. 1869, 2 Bde.); »Die Russen in Zentralasien« (2. Ausg., Augsb. 1878); »Zentralasien« (2. Ausg., Leipz. 1880); »Hinterindische Länder und Völker« (2. Aufl., das. 1880); »Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwickelung bis zur Gegenwart« (Augsb. 1875; 4. Aufl., neu bearbeitet von M. v. Brandt, L. Büchner, Conrady u. a., Leipz. 1896–98, 4 Bde.); »Oskar Peschel, sein Leben und Schaffen« (Augsb. 1876); »Die Erde und ihre Völker« (3. Aufl., Stuttg. 1884, 2 Bde.; 4. Aufl. von W. Ule, 1897); »Die heutige Türkei« (mit Beck, Leipz. 1877); »Im ewigen Eis«, Geschichte der Nordpolfahrten (Stuttg. 1881); »Naturgeschichte des Menschen« (das. 1880–85, 2 Bde.); »Amerika in Wort und Bild« (Leipz. 1884–85); »Frankreich in Wort und Bild« (das. 1887); das geographische Jahrbuch »Die weite Welt« (3 Bde., Stuttg. 1885–87); »Die menschliche Familie nach ihrer Entstehung und natürlichen Entwickelung« (Leipz. 1888); »Haus und Hof in ihrer Entwickelung« (das. 1888); »Die Magiker Indiens« (das. 1890); »Die Welt der Slawen« (Berl. 1890); »Ethnographische Rösselsprünge« (Leipz. 1891).

2) Ferdinand von, namhafter Kenner der niederländischen Literatur, Bruder des vorigen, geb. 22. Sept. 1843 in Wien, gest. 28. Juni 1884 zu Clarens am Genfer See, war 1862–74 Beamter der Wiener Hofbibliothek, dann Sekretär des souveränen Malteserordens in Rom. Er veröffentlichte die von ihm aufgefundene »Voyage d'Adrien Matham an Maroc, 1640–1641« (Haag 1866) und den von ihm entdeckten, verloren geglaubten 2. Teil von Maerlants »Spiegel historiael« (Leiden 1879). Selbständige Werke von ihm sind: »Vlämisches Leben, Geschichten und Bilder« (Wien 1867) und »Geschichte des holländischen Theaters« (Rotterd. 1874). Die von ihm begonnene »Geschichte der niederländischen Literatur« wurde von Lina Schneider vollendet und herausgegeben[151] (Leipz. 1887). Sie enthält zahlreiche Gedichtproben in guter Übersetzung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 151-152.
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