Henschel

[176] Henschel, 1) Johann Werner, Bildhauer, geb. 14. Febr. 1782 in Kassel, gest. 15. Aug. 1850 in Rom, Schüler des Hofbildhauers Heyd und der Akademie in Kassel, erlernte zugleich die Stück- und Glockengießerei, das Gewerbe seines Vaters, ging 1805 nach Paris, wo er sich in Davids Atelier weiter ausbildete, und kehrte 1810 nach Kassel zurück. Dort schuf er 1818 für die spätere Königin der Niederlande die Gruppe einer Charitas mit zwei Kindern und 1822–26 das Grabdenkmal für den Grafen Reichenbach auf dem Kirchhof in Kassel. 1830 wurde er Professor an der Akademie daselbst. Sein Hauptwerk ist die Statue des heil. Bonifatius in Fulda (1842). Im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ging H. 1843 nach Rom, wo er sein populärstes Werk, die 1839 entworfene anmutige Brunnengruppe eines jugendlichen Liebespaares (gewöhnlich Hermann und Dorothea genannt), für das pompejanische Bad in Potsdam in Marmor ausführte. Vgl. Gerland, Werner H. (Leipz. 1898).

2) Georg, Konzertsänger (Baritonist), geb. 18. Febr. 1850 in Breslau, Schüler Götzes am Leipziger Konservatorium, trat zuerst als Sänger auf dem Beethoven-Fest in Weimar 1870 auf, studierte dann noch unter Ad. Schulze in Berlin und errang sich schnell allgemeine Anerkennung als Konzertsänger, besonders auf den niederrheinischen Musikfesten, seit 1877 auch in England. 1881–84 war er Dirigent der Symphoniekonzerte in Boston, 1886–88 Gesanglehrer am Royal College zu London. H. ist auch als Komponist wohlgeschult (durch Richter und Kiel) und fand besonders mit Liedern vielen Beifall, schrieb auch eine kanonische Orchestersuite, Psalm 130 für zwei Soli und Orchester in Stabat mater (Birmingh. 1894) und eine Oper »Nubia« (Dresd. 1899). – Seine Frau Lillian, geb. im Januar 1860 in Ohio, gest. 5. Nov. 1901 in London, war eine vortreffliche Liedersängerin (Sopran).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 176.
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