Königs- und Laurahütte, Vereinigte

[393] Königs- und Laurahütte, Vereinigte, Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb mit dem Sitz in Berlin, eins der größten Industrieunternehmungen Deutschlands, wurde im Juli 1871 errichtet. Die Gesellschaft übernahm bei ihrer Gründung die früher dem Grafen Hugo Henckel von Donnersmark auf Naklo gehörigen Objekte, und zwar die Königshütte, die Bleierzgrube Wilhelm, das Steinkohlenbergwerk Gräfin Laura, ferner die Laurahütte, die Steinkohlengrube Laurahütte und verschiedene Eisenerzberechtigungen in Oberschlesien. Diese Besitzteile wurden in der Folge durch Neuerwerbungen erheblich erweitert und verbessert, wofür bis Ende Juni 1904: 79,421,505 Mk. verausgabt waren. Gegenwärtig besitzt die Gesellschaft die Steinkohlenbergwerke Gräfin Laura, Laurahütte und Dubenskogrube, zusammen 54 Mill. qm umfassend, mit einer Jahresförderung von 2,4 Mill. Ton. Steinkohle; die Eisenhüttenwerke Königshütte mit 7 Hochöfen, Puddelwerk, Eisen- und Stahlgießerei, Bessemer-, Thomas- und Martinwerk, Walzwerksanlagen, Bandagen-, Räder- und Weichenfabrik, Waggonbauanstalt, Preßwerk und Brückenbau sowie Koksöfen mit Gewinnung der Nebenprodukte, eine Kupferextraktionsanstalt und Ziegelei für feuerfestes Material; ferner die Laurahütte mit 4 Hochöfen, Gießerei, Puddelei, Martinöfen, Walzwerk und Verzinkerei; die Eintrachtshütte mit Maschinenfabrik, Gießerei und Kesselschmiede; die Katharinenhütte bei Sosnowice mit 2 Hochöfen, Puddelei, Martinöfen, Walzwerk und Schraubenfabrik. Die Gesellschaft betreibt pachtweise das der russischen Krone gehörige Hüttenwerk Blachowina, eigne und gepachtete Erzförderungen im In- und Ausland mit einer Förderung von 79,000 T. im Jahre 1904 und 4 im Interesse der Bergwerke angekaufte Rittergüter. In diesen Betriebsabteilungen arbeiten 21,200 Personen. Die Produktion der Hütten betrug 1903/04: 220,841 T. Roheisen, 14,852 T. Gußwaren, 208,000 T. Walzeisen aller Art, 13,875 T. gewalzte Röhren etc. Die Bruttobareinnahme für Gruben- und Hüttenprodukte belief sich auf 52,66 Mill. Mk. Die Werksanlagen standen Ende Juni 1904 mit 39,179,800 Mk. zu Buch. Die Vorräte an Roh-, Halb- und Fertigprodukten, Materialien, Bargeld, Wechseln und eignen Wertpapieren betrugen 9,932,884 Mk., der Bruttogewinn des letzten Jahres war 7,070,514 Mk., die Dividende bei 3,500,919 Mk. Abschreibungen 11 Proz. Das Aktienkapital, anfangs 18 Mill. Mk., beträgt seit 1873: 27 Mill. Mk. Außer diesem Grundkapital besteht eine 3,5proz. und eine 4proz. Obligationenanleihe von je 10 Mill. Mk. Im Durchschnitt verteilte die Gesellschaft seit ihrem Bestehen 8,1 Proz. Dividende. An Arbeiterlöhnen zahlte sie 1903/04: 17,972,500 Mk. Die gesetzlichen und freiwilligen Ausgaben im Interesse der Arbeiter bezifferten sich im genannten Jahr auf 1,906,100 Mk., die Zuschüsse zu den Beamtenpensionskassen auf 112,400 Mk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 393.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: