Lavalette

[264] Lavalette (spr. -walett'), 1) Antoine Marie Chamans, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 1769 in Paris, gest. 15. Febr. 1830, trat beim Ausbruch der Revolution in die Nationalgarde und ward Adjutant Bonapartes, dem er durch seine Vermählung mit Emilie Louise Beauharnais, der Nichte Joseph inens, noch näher trat. In dessen nächster Umgebung nahm er teil an dem ägyptischen Feldzug. Nach Errichtung des Kaiserreichs zum Generaldirektor der Post und zum Grafen ernannt, leistete er dem Kaiser bis 1814 die wesentlichsten Dienste. Nach der ersten Restauration abgesetzt, nahm er während der Hundert Tage seinen alten Posten wieder ein. Allein kaum waren nach Napoleons Fall die Bourbonen zurückgekehrt, als L. 18. Juli 1815 verhaftet, 19. Nov. vor die Assisen gestellt und als Hochverräter zum Tode verurteilt wurde. Mit Hilfe seiner Gemahl in, die bei einem Besuch im Gefängnis mit ihm die Kleider wechselte, und dreier Engländer (General Wilson, Kapitän Hutchinson und Bruce) entkam er jedoch am Tag vor der bereits festgesetzten Hinrichtung und ging nach München. Seine für ihn im Kerker zurückgebliebene Gemahlin starb nach längerer Hast in Geisteszerrüttung. 1822 wurde L. begnadigt und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich. Seine »Mémoires et souvenirs« (Par. 1831, 2 Bde.; neue Ausg. 1905; deutsch, Leipz. 1832) sind für die Geschichte des Kaiserreichs von Bedeutung. Vgl. Graf Fleury, Les drames de l'histoire (Par. 1905).

2) Charles Jean Marie Félix, Marquis von, franz. Diplomat, geb. 25. Nov. 1806 in Senlis, gest. 2. Mai 1881, diente 1837–61 in verschiedenen französischen Gesandtschaften, zuletzt als außerordentlicher Gesandter in Konstantinopel. Zum Senator ernannt, war er 1861–62 französischer Botschafter in Rom. Im März 1865 übernahm er das Ministerium des Innern, und als Drouyn de Lhuys Anfang September 1866 das Auswärtige Ministerium verlor, leitete L. dasselbe interimistisch und erließ 14. Sept. das Rundschreiben über die neue Lage in Deutschland, das die Niederlage der Politik des Kaisers in der deutschen Frage verhüllen sollte. Er blieb stets der entschiedenste Vorkämpfer für eine friedliche Politik, namentlich als er Ende November 1867 wirklicher Minister des Auswärtigen geworden war. Im Sommer 1869 legte er dieses Amt nieder und bekleidete bis zum Antritt des Ministeriums Ollivier im Januar 1870 den Botschafterposten in London.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 264.
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