Lopez [2]

[709] Lopez, 1) Carlos Antonio, Präsident von Paraguay, geb. 4. Nov. 1790 in Asuncion, gest. daselbst 10. Sept. 1862, ein Mestize, gewann als Advokat und Grundbesitzer solchen Einfluß, daß er nach seines Oheims Francia Tod (20. Sept. 1840) 1841 zum zweiten Konsul und 1844 zum Präsidenten (Supremo) der Republik erwählt wurde. Er machte sich durch wichtige Verbesserungen in der Verwaltung verdient, entwickelte die wirtschaftlichen Hilfsquellen des Staates, baute die erste Eisenbahn und regelte die Finanzen durch strengste Sparsamkeit. 1854 wurde er wiederum zum Präsidenten erwählt und starb im Vollbesitz einer absoluten Macht.

2) Narciso, geb. 1799 in Carácas, gest. 1. Sept. 1851 in Havana, gehörte einer reichen Kaufmannsfamilie an, kämpfte anfangs für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes, trat aber dann in das spanische Heer, nahm am Karlistenkrieg teil und begleitete 1841 den Generalgouverneur Valdes nach Cuba. Als dessen Nachfolger O'Donnell ihn absetzte, schloß er sich der revolutionären Partei an, floh 1849 nach New York und landete, nachdem ein Landungsversuch 1850 gescheitert war, im August 1851 mit einer Freischar in Bahia Honda auf Cuba, um die Vereinigung Cubas mit den Vereinigten Staaten herbeizuführen. Doch fand er keine ausreichende Unterstützung, wurde von den Spaniern gefangen genommen und hingerichtet.

3) Francisco Solano, Präsident von Paraguay, Sohn von L. 1), geb. 24. Juli 1827 in Asuncion, gest. 1. März 1870, nahm, schon im 18. Jahr zum Brigadegeneral ernannt, Anteil an dem Kriege gegen Rosas, wurde aber nach dem Kriege wegen seiner Sittenlosigkeit von seinem Vater 1853 auf einige Jahre nach Europa gesandt, wo er sich zu einem geschickten Diplomaten ausbildete und insbes. die Militärorganisation Preußens studierte, die er später in Paraguay einführte. Nach dem Tode seines Vaters trat er nach einem von diesem geschaffenen Gesetz die Regierung zunächst provisorisch an und ließ sich 16. Okt. 1862 vom gefügigen Kongreß endgültig wählen. Die Regierung L.' hatte einen großartigen Anstrich, wozu ihm die von seinem Vater hinterlassenen Reichtümer die Mittel gewährten. Sein Ehrgeiz strebte hauptsächlich nach der Gründung eines großen Guaranireichs, wozu er als erstes Mittel den Krieg mit Brasilien erblickte, den er im Oktober 1864 vom Zaun brach (s. Paraguay, Geschichte). Dadurch aber geriet er auch mit Argentinien und Uruguay in Konflikt, und als der Krieg eine ungünstige Wendung nahm, suchte er sich nur durch die rücksichtsloseste Gewalttätigkeit[709] zu behaupten. Trotzdem wußte er sich die Anhänglichkeit des Volkes zu erhalten und verteidigte sich mit zähester Widerstandskraft, bis er 1. März 1870 in seinem Lager am Aquidaban von brasilischer Reiterei niedergemacht ward. Vgl. Masterman, Seven eventful years in Paraguay (Lond. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 709-710.
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