O'Donnell [1]

[907] O'Donnell (in Österreich O'Donel), eins der ältesten Geschlechter Irlands, dem die heutige Grafschaft Donegal, die alte Landschaft Tyrconnel, gehörte, nachweisbar seit dem 11. Jahrh., war während des Mittelalters fortwährend in Streitigkeiten teils mit den Engländern, teils mit andern irischen Dynastengeschlechtern, namentlich den O'Neals, verwickelt. Seit im Anfang des 17. Jahrh. die katholische Kirche in Irland hart verfolgt wurde, sank die Macht des Hauses; Roderich O., das Haupt desselben, mußte 1607 auf den Kontinent flüchten. Bei der irischen Erhebung von 1689 und 1690 spielte Balderik O. eine hervorragende Rolle, allein nach der Niederwerfung des Aufstandes durch die Schlacht am Boynefluß flohen abermals viele Glieder des Geschlechts in das katholische Ausland. In Österreich machten sich die O'Donnells 1720 unter dem Namen der Grafen von Tyrconnel ansässig. Die namhaftesten Sprößlinge des österreichischen Zweiges sind:

1) Karl, Graf O. von Tyrconnel, geb. 1715, gest. 20. März 1771, zeichnete sich 1746 als Oberst in der Schlacht von Piacenza aus, ward zum Generalmajor und 1757 zum Feldmarschalleutnant befördert. Bei Prag und Kolin leistete er mit seiner Reiterei Hervorragendes; auch an den Siegen bei Hochkirch und Maxen hatte er hauptsächlichen Anteil (1758 und 1759), übernahm während der Schlacht bei Torgau das Oberkommando der Armee an Stelle des verwundeten Feldmarschalls Dann und behielt es während dessen Abwesenheit den folgenden Winter hindurch (1760). Im Feldzug von 1761 erhielt er ein Kommando bei Zittau, wurde aber 16. Aug. 1762 bei Reichenbach vom Herzog von Braunschweig-Bevern geschlagen. Im Dezember 1762 ging O. als kommandierender General nach den Niederlanden, ward 1764 Geheimrat, 1765 Generalinspektor der Kavallerie und 1768 Generalgouverneur von Siebenbürgen.

2) Maximilian Karl Lamoral, Graf O von Tyrconnel, Sohn von Moritz, Grafen O. von Tyrconnel (geb. 1780, gest. 1. Dez. 1843 als Kämmerer und Feldmarschalleutnant), geb. 29. Okt. 1812, gest. 13. Juli 1895 in Salzburg, trat 1830 in die österreichische Armee und stieg bis zum Obersten empor. 1848 focht er in Italien, 1849 in Ungarn und ward dann Flügeladjutant des Kaisers Franz Joseph. Durch seine Geistesgegenwart rettete er 18. Febr. 1853 das Leben des Kaisers bei dem Attentat Libenyis und ward dafür in den österreichischen Grafenstand erhoben. Seit dem Sommer 1859 lebte er im Ruhestand.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 907.
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