Loyson

[754] Loyson (spr. lŭasóng), Charles, bekannt unter dem Namen Pere Hyacinthe (spr. ĭassängt'), franz. Prediger, geb. 10. März 1827 in Orléans, empfing 1851 die Priesterweihe, ward 1854 Lehrer der Dogmatik in Nantes, dann Vikar an der Kirche St.-Sulpice in Paris und trat 1863 in Rom in den Karmeliterorden. Mit ungeheuerm Beifall predigte er in Notre-Dame, bis ihm 1869 wegen seiner antiultramontanen Anschauungen vom Karmelitergeneral Schweigen auferlegt wurde. Er trat aus dem Orden, wurde exkommuniziert, verließ Paris und wandte sich nach New York, wo er sehr gefeiert wurde. Noch Ende 1869 nach Europa zurückgekehrt, protestierte er 1870 gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit, trat mit den deutschen Altkalholiken in Verbindung, heiratete 1872 eine zum Katholizismus übergetretene Amerikanerin und ließ sich 1873 in Genf nieder, wo er schon 1874 mit den ihm zu weit gehenden Altkatholiken zerfiel. Er verzog nach Paris und eröffnete dort 1879 die »Église catholique gallicane«, als deren Rektor er bis 1884 fungierte, wo die Gemeinde sich an die altkatholische Kirche Hollands anschloß. Seitdem lebt er in Genf, neuerdings viel beschäftigt mit der Idee einer Zukunftskirche, in der Christen, Juden und Mohammedaner Gott einmütig verehren sollen. Er schrieb unter anderm: »La société civile dans ses rapports avec le christianisme« (1867); »De la réforme catholique« (1872–73, 2 Tle.); »Les principes de la réforme cathōlique« (1878); »Liturgie de l'Église catholique-gallicane« (4. Aufl. 1883); »Ni cléricaux ni athées. Discours et lettres« (1890); »Edmond de Pressensé«, Gedächtnisrede (1891); »Mon testament« (1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 754.
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