Martin von Troppau

[367] Martin von Troppau (Martinus Polonus), mittelalterlicher Geschichtschreiber, geboren in Troppau, trat zu Prag in den Dominikanerorden ein, und da die böhmischen Dominikaner zur polnischen Ordensprovinz gehörten, wird er schon früh als »der Pole« bezeichnet, ging dann nach Rom und wurde päpstlicher Kaplan und Pönitenziar. 1278 von Papst Nikolaus III. zum Erzbischof von Gnesen ernannt, starb M. auf der Reise dahin in Bologna. Er schrieb außer Predigten und einer alphabetischen Übersicht über Gratians Dekret und die Dekretalen (Margarita Decreti) namentlich ein Kompendium der Weltgeschichte zum Gebrauch für Theologen, und zwar das letztere auf Befehl des Papstes Clemens IV. und in durchaus päpstlichem Sinne. Er arbeitete seine Chronik selbst mehrfach um und setzte sie bis 1277 fort. Sie gelangte früh zu Ansehen und Verbreitung und ward in mehrere Sprachen übersetzt. Durch sie haben zahlreiche Märchen und Fälschungen Verbreitung gefunden und sich bis in die Neuzeit behauptet, z. B. die Fabel von der Päpstin Johanna, die Einsetzung der sieben Kurfürsten durch den Papst u. a. Von Wert ist Martins Werk nur durch die zahlreichen Fortsetzungen, die ihm an verschiedenen Orten angefügt wurden. Herausgegeben ist es von Weiland in den »Monumenta Germaniae historica, Script.«, Bd. 22.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 367.
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