Mauser, Wilhelm

[470] Mauser, Wilhelm, Techniker, geb. 2. Mai 1834 in Oberndorf am Neckar, gest. 13. Jan. 1882, erlernte die Schlosserei und wurde durch den Betrieb der Gewehrfabrik in seinem Heimatsort frühzeitig zu Versuchen angeregt, neue Hinterladungssysteme zu erfinden. Mit seinem Bruder Paul, geb. 27. Juni 1838 in Oberndorf, konstruierte er 1863 und 1864 neue Zündnadelgewehre, 1865 aber ein Gewehr, das statt der Nadel mit einem starken Schlagstift versehen war und sehr bald in bezug auf Treffähigkeit, Feuergeschwindigkeit und Abschluß der Gase recht befriedigende Resultate lieferte. Nach Beendigung des Krieges von 1866 wurde das Zündnadelgewehr in Württemberg eingeführt und damit den Gebrüdern M. die Aussicht auf Annahme ihres neuen Gewehrsystems geraubt. Sie wandten sich 1867 nach Lüttich, kehrten aber 1869 nach Oberndorf zurück und traten in Beziehungen zu Spandau. 1871 wurde ihr Gewehr mit unwesentlichen Änderungen im deutschen Heer eingeführt. Um bei der massenhaften Herstellung dieses Gewehrs mitzuwirken, erwarben die Gebrüder M. 1874 die früher königliche Fabrik zu Oberndorf, die später in eine Aktiengesellschaft verwandelt und 1897 mit den »Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin« vereinigt wurde. In der Folge verbesserten sie den Schloßmechanismus des Infanteriegewehrs und konstruierten eine Pistole, 1879 einen Revolver und ein Repetiergewehr, von denen der Revolver im deutschen Offizierkorps bald beliebt wurde. Sie lieferten ferner Gewehre für Serbien, die Türkei, Belgien, Argentinien, Spanien, Brasilien, Mexiko, Chile, Columbia, Schweden etc. Auch gingen aus der Fabrik 1897 ein Selbstlader und die Selbstladerpistole hervor. An der Konstruktion der deutschen Mehrladegewehre ist Paul M. hervorragend beteiligt. Das Verdienst der Gebrüder M. um die Verbesserung der deutschen Infanteriebewaffnung fand durch eine Reichsdotation Anerkennung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 470.
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