Mewlewi

[729] Mewlewi, Mitglied des von dem persischen Mystiker Dschelâl ud Dîn Rûmi (s. d.) gegründeten, nach seinem Beinamen Mewlânâ, »unser Herr«, benannten und in der Türkei sehr volkstümlichen religiösen Ordens. Ihre Ordenstracht besteht in langen Mänteln (dschubbe) von lichtbrauner Farbe und hohen Filzmützen (kulâh). Sie stehen in hohem Ansehen, und ihre Klöster (tekke) sind reich dotiert. Aufgabe des Ordens ist Verherrlichung Gottes durch ein beschauliches, klösterliches Leben, Rezitierung besonderer Gebete und Verrichtung gewisser Zeremonien (sikr), die als eine bildliche Darstellung sufischer Dogmen aufzufassen sind. Bei der Hauptandachtsübung, die sie zweimal wöchentlich verrichten, schreiten sie zunächst mit gefalteten Armen mehrere Male langsam und feierlich, unter Verbeugungen vor dem Scheich, im Kreise herum. Dann legen sie ihre Mäntel ab, erscheinen in langen, weißen, faltenreichen Unterröcken und Jacken und führen unter den Klängen bald klagender, bald kreischender Musikinstrumente einen Tanz auf, indem sie sich mit immer zunehmender Geschwindigkeit um sich selbst und zugleich in einer vorgeschriebenen Kreisbahn drehen. Dabei sind die Arme nach beiden Seiten wagerecht ausgestreckt, die eine Hand nach oben zum Zeichen des Empfangens von der Gottheit geöffnet, die andre flach nach unten gewandt zum Zeichen der Verachtung des Irdischen. Der Kopf ist auf die Schulter geneigt, die Augen sind geschlossen. So drehen sie sich erst langsam, dann immer schneller bis zum rasenden Wirbel, oft fast eine halbe Stunde, ohne auszuruhen und ohne ein Zeichen des Schwindels oder der Ermüdung zu zeigen. Von dieser Andachtsübung haben sie bei den Europäern den Namen »tanzende Derwische«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 729.
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