Ringen

[948] Ringen (Ringkampf), der bekannte Leibeskampf, als eine der Hauptübungen schon von der griechischen Gymnastik gepflegt, wo die Palästra ihm anfänglich ausschließlich gewidmet war (s. Pale [griech.]). In die großen Festkampfspiele eingeführt, gab es besonders beim Fünfkampf den Entscheidungsgang ab. Auch im Mittelalter wurde das R. kunstgerecht ausgeübt. Vgl. Waßmannsdorf, Die Ringkunst des deutschen Mittelalters, mit 119 Ringerpaaren von Albr. Dürer (Leipz. 1870) und Das erste deutsche Turnbuch, mit Bildern von Albr. Dürer (Heidelb. 1871); Fabian v. Auerswald, Die Ringerkunst (1539; neu hrsg. von Schmidt, Leipz. 1869; von Wasmuth, Berl. 1888); Nik. Petters, Ringkunst vom Jahr 1674 (hrsg. von Waßmannsdorf, Heidelb. 1887). Auch von der Turnkunst in ihren Bereich gezogen, spielt das R. namentlich eine Rolle bei den volksmäßigen Wettübungen (vgl. Birrmann, Anleitung zum R., 2. Aufl., Aarau 1870). Ringer von Beruf nennen das jetzt in Europa meist übliche R. das griechischrömische, weil es im wesentlichen nach der im Altertum üblichen Art durchgeführt wird, oder auch das französische, weil es in den sogen. Ringerakademien Frankreichs geregelt worden ist. Daneben gibt es auch, besonders in England, ganz freie Arten des Ringens. In Amerika ist der Schulter-Ellbogen-Ringkampf (shoulter and elbow wrestling) üblich, bei dem die Ringer eine Art leinenen Panzers tragen und die an diesem in der linken Schultergegend und über dem rechten Ellbogen des Gegners angebrachten Ledergriffe festzuhalten haben. Ein R. ist auch das sogen. Schwingen der Schweizer Talbewohner, wie es dort bei Volksfesten oder besonders angesetzten Schwingfesten (auch Schwinget genannt) im Brauch ist. Die Ringer tragen hierbei die kurzen, an den Oberschenkeln aufgewulsteten Schwinghosen, an denen sie sich gegenseitig mit einer oder beiden Händen zu fassen und so den Kampf zu beginnen haben (daher auch Hosenlupf genannt). Auch in andern Teilen der Alpen sind ähnliche Ringkämpfe volkstümlich; so im Pinzgau als sogen. Rankeln. Vgl. Schärer,[948] Anleitung zum Schwingen und R. (3. Aufl., Bern 1895); Zschokke und Boßhard, Schweizerisches Ringbüchlein (Hof u. Zürich); Witte, Deutsches Ringbüchlein (Leipz. 1892); Jänecke, Der griechisch-römische Ringkampf in seiner heutigen Gestaltung (Hamb. 1894); Stolz und Endres, Die moderne Ringkampfkunst (Münch. 1902); Haupt, Der moderne, kunstgerechte Ringkampf (2. Aufl., Leipz. 1903); Zadig, Der Ringkampf (das. 1905). – Eine Art R. ist auch das seit den Siegen der Japaner oft genannte Dschiu-Dschitsu, das aber in den Bereich des Boxens übergreift und auch eine dem Trainieren unsrer Sportwettkämpfer vergleichbare Schule gesundheitsfördernden Lebens in sich schließt. Vgl. Hancock, Dschiu-Dschitsu (deutsch, Stuttg. 1905); Cherpillod, Handbuch des Dschiu-Dschitsu (deutsche Ausg. von Briggen, Neuchâtel 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 948-949.
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