Thackeray

[450] Thackeray (spr. thäckĕrĕ), 1) William Makepeace, berühmter engl. Romandichter, geb. 18. Juli 1811 in Kalkutta, gest. 24. Dez. 1863 in London, Sohn eines Beamten der Ostindischen Kompanie, ward im Charter House zu London erzogen, studierte in Cambridge, bereiste den Kontinent, wo er sich unter anderm in Weimar aufhielt (1830–31), und widmete sich nach pekuniären Verlusten der Schriftstellerei. Unter den Namen Michael Angelo Titmarsh und George Fitzboodle Esq. lieferte er zunächst Beiträge zu »Fraser's Magazine«. Aus dieser Jugendperiode ragen besonders hervor »The Snobpapers«, worin er scheinbare Gentlemen schilderte, denen im Grunde doch ein Stück Gemeinheit anklebt. Es waren Vorstudien zu seinem ersten Roman »Vanity fair« (»Jahrmarkt der Eitelkeit«, 1847). Hauptperson ist Becky Sharp, eine Gouvernante jüdischer Herkunft, die den zweiten Sohn eines Adligen heiratet und im großstädtischen high life eine gemischte Rolle spielt. Er gewann dadurch den Ruhm eines scharfen Menschenbeobachters. Sein zweiter namhafter Roman: »Pendennis« (1849–50), in der Anlage »Vanity fair« nicht ebenbürtig, ist doch ausgezeichnet durch Humor und Charakterzeichnung; ihm folgten »The Kickleburys on the Rhine« (1851). Dann begann T. öffentliche Vorlesungen in England, Schottland und Amerika zu halten, zunächst über »The English humourists of the eighteenth century«, dann über »The four Georges«. Seinem Studium jener Humoristen entsproß der Roman »Esmond« (1852), eine der besten Schilderungen der Zeit der Königin Anna. Besonders wertvoll sind seine nächsten Werke: »The Newcomes« (1855), wieder ein Gesellschaftsroman aus der Gegenwart, mit dem gemütvollen Bilde des Obersten Newcome und seines Söhnchens in der Mitte, und »The Virginians« (1857), eine Art Fortsetzung zu »Esmond«. 1860 übernahm T. die Herausgabe des »Cornhill Magazine«. Bemerkenswert ist noch »Rebecca and Rowena« (1850), eine drollige Parodie von W. Scotts hochromantischem »Ivanhoe«. Gesammelt erschienen seine Werke 1878, zuletzt 1899 in 12 Bänden mit Einleitungen von seiner Tochter Mrs. Ritchie, da er sich eine Biographie verbeten hatte. Ein 13. Band enthält »Thackerayana«. »Ballads, critical reviews, tales« gab L. Stephen heraus (mit Biographie, Lond. 1899). Sein Briefwechsel erschien 1887, seine »Letters to an American family« London 1906 (deutsch, Münch. 1906). Gesammelte Essays aus der »Foreign Quarterly Review« gab R. Garnett heraus (»Thackeray's New Sketch-book«, Lond. 1906). Vgl. Hannay, Memoir of T. (Edinb. 1864); Trollope, T. (Lond. 1879; deutsch von Katscher, Leipz. 1880); H. Conrad, William M. T. (Berl. 1887); H. Merivale und Marzials, Life of T. (Lond. 1891), dazu als wichtige Ergänzung die »Chapters from some memoirs« von seiner Tochter (das. 1894); ferner Jack, T., a study (das. 1895); »Bibliography of T.« (das. 1881); L. Melville, Life of W. M. T. (das. 1899, 2 Bde.; neue Ausg. 1907); E. Crowe, With T. in America (das. 1893); Wilson, T. in the United States (New York 1904); Schaub, Thackerays Entwickelung zum Schriftsteller (Basel 1901).

2) Anna Isabella, Tochter des vorigen, ebenfalls Schriftstellerin, s. Ritchie 1).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 450.
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