Viëtor

[157] Viëtor (spr. fi-e-tor), Wilhelm, Anglist, geb. 25. Dez. 1850 in Kleeberg (Nassau), studierte anfangs Theologie und klassische Philologie, später neuere Sprachen in Leipzig, Berlin und Marburg, war seit 1874 als Lehrer tätig in Essen, Düsseldorf, Wiesbaden, Friedrichsdorf am Taunus, wurde 1882 Lecturer der germanischen Sprachen am University College in Liverpool und folgte 1884 einem Ruf als außerordentlicher Professor der englischen Philologie nach Marburg, wo er 1894 zum Ordinarius befördert wurde. V. hat durch seine Schrift »Der Sprachunterricht muß umkehren. Beitrag zur Überbürdungsfrage von Quousque tandem« (Leipz. 1885, 3. Aufl. 1905) lebhaft zur Reform des neusprachlichen Unterrichts in Deutschland angeregt. Er schrieb ferner besonders: »Elemente der Phonetik des Deutschen, Englischen und Französischen« (Heilbr. 1884; 5. Aufl., Leipz. 1905; kleine Ausg., das. 1897; 5. Aufl. 1907 und in englischer Übersetzung, Lond. 1899); »Die Aussprache des Schriftdeutschen« (6. Aufl., Leipz. 1905; engl., 3. Aufl., das. 1903; niederländisch, 2. Aufl., Haarl. 1902); »Die northumbrischen Runensteine« (Marb. 1895); »Englische Schulgrammatik« (Bd. 1, 4. Aufl., Leipz. 1906); »Englisches Lesebuch« (mit F. Dörr, 8. Aufl., das. 1907); »Einführung in das Studium der englischen Philologie« (Marb. 1888, 3. Aufl. 1903); »Deutsches Lesebuch in Lautschrift« (1. Teil, Leipz. 1899–1902, 2 Bde.; Bd. 1 in 2. Aufl. 1904); »Shakespeare's pronunciation, a Shakespeare phonology« und »A Shakespeare reader« (Marb. 1906) u. a. Er gab die »Zeitschrift für Orthographie, Orthoepie und Sprachphysiologie« (Stuttg. 1880–85) heraus und die »Phonetischen Studien« (Marb. 1888 ff.), seit 1894 fortgesetzt u. d. T.: »Die neueren Sprachen«. Die Association Phonétique Internationale hat ihn zum Präsidenten, die englische Modern Language Association zum Ehrenmitglied gewählt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 157.
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