Wallmoden

[352] Wallmoden, altes niedersächisches Geschlecht, seit dem 12. Jahrh. im Hildesheimischen ansässig, teilte sich im 16. Jahrh. in die Linien Oberhaus und Unterhaus W. Erstere, 1783 in den Reichsgrafenstand erhoben, mit Sitz und Stimme im westfälischen Grafenkollegium, teilte sich in die Linien W.-Gimborn und W.-Wallmoden, die beide erloschen sind. Zur erstern gehört Ludwig Georg Thedel, Graf von W., geb. 6. Febr. 1769 in Wien, gest. 20. März 1862, trat zuerst in hannoversche, 1790 in preußische und 1795 in österreichische Dienste. Hier nahm er an den Feldzügen von 1796–1801 teil und avancierte 1800 zum Oberst, 1807 zum Generalmajor. Er schloß 1809 in London den Subsidienvertrag zwischen England und Österreich ab und nahm nach seiner Rückkehr mit Auszeichnung an der Schlacht bei Wagram teil, worauf er zum Feldmarschalleutnant befördert wurde. Mit kaiserlicher Bewilligung trat er 1812 in englische, 1813 in russische Kriegsdienste und kämpfte rühmlichst gegen Napoleon. Nach dem zweiten Pariser Frieden nahm er wieder in Österreich Dienste und wurde 1817 Oberbefehlshaber der im Königreich Neapel zurückgelassenen österreichischen Truppen. 1821 befehligte er einen Hauptteil des gegen Neapel bestimmten österreichischen Heeres und besetzte im Juni die Insel Sizilien, wo er bis 1823 blieb. 1827–48 war er Militärkommandant in Mailand, 1838 wurde er zum General der Kavallerie ernannt, kurze Zeit war er Adlatus des Feldmarschalls Radetzky, trat aber im Oktober 1848 in den Ruhestand. Um die Armee hat er sich besonders durch Ausbildung der leichten Infanterie im Tirailleurgefecht verdient gemacht. Mit seinem Bruder Karl August Ludwig, Graf von W., geb. 4. Jan. 1792, k. k. Geheimrat und Feldmarschalleutnant, gest. 27. Febr. 1883 in Prag, erlosch die gräfliche Linie Oberhaus W. Die Linie Unterhaus W. besteht noch und ist im Besitz des Gutes W. Vgl. Dürre, Die Regesten des Geschlechtes W. (Wolfenb. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 352.
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