Walroß

[356] Walroß (Trichechus L.), Gattung der Robben aus der Familie der Walrosse (Trichechidae), mit der einzigen Art T. rosmarus L. (Morse, Seahorse der englischen, Rosmar der norwegischen Robbenschläger, s. Tafel »Robben I«, Fig. 3). Dieses plumpe Tier erreicht 6–7 m Länge und ein Gewicht von 1000–1500 kg; der Leib ist langgestreckt, in der Mitte am dicksten, der Kopf verhältnismäßig klein, rund, durch zwei kugelig aufgetriebene Zahnhöhlen unförmlich verdickt, die Schnauze sehr breit mit starren, weißen Tastborsten; zwei 60–80 cm lange Eckzähne ragen weit aus dem Maul hervor; die Ohren, denen die Muschel fehlt, liegen weit hinten am Kopfe; die Füße besitzen fünf Zehen mit Hautlappen und kurzen, stumpfen Krallen; die Sohlen sind schwielig, der Schwanz gleicht einem unbedeutenden Hautlappen. Die fast gänzlich nackte, sehr dicke, braune Haut ist förmlich knorrig. Das W. fand sich bis gegen das 15. Jahrh. an den schottischen Küsten. wird aber jetzt nur noch in den nördlichen Teilen Ost- und Westgrönlands, in der Baffinbai bis zu der Beringstraße hin, um Nowaja Semlja und Spitzbergen, auf Alaska und den Aleuten angetroffen. Nur selten trifft man auch hier noch Herden von einigen hundert Stück, während zu Anfang des 19. Jahrh. solche von vielen Tausenden beobachtet wurden. Die Walrosse sind hauptsächlich Küstenbewohner und zieben von einem Weideplatz zum andern. Sie schwimmen schnell und gewandt, bewegen sich auf dem Lande aber schwerfällig und ungeschickt. Sie liegen tagelang schlafend an der Küste oder auf Eis. Angegriffen, verteidigen sie sich mit blinder Wut, und während der Paarungszeit kämpfen sie auch unter sich auf das heftigste. Dabei brüllen sie sehr laut, während ihre Stimme sonst dem Brummen einer Kuh gleicht. Das Weibchen wirft nur ein Junges. Das W. nährt sich von Muscheln, Fischen, Seesäugetieren, verschluckt aber mit dieser Nahrung auch Tange, Sand und Kiesel. Die Jagd auf Walrosse ist immer gewagt, da ein Angriff auf eins alle andern in der Nähe befindlichen zu dessen Verteidigung herbeizieht. Auf dem Lande und auf Eisschollen sind sie am leichtesten zu bewältigen, doch eilen sie beim Angriff so schnell wie möglich dem Wasser zu. Die Hauzähne werden wie Elfenbein benutzt und zu künstlichen Zähnen verarbeitet, die Haut wird ebenfalls verwertet und der Speck zu Tran gesotten. Die nordischen Völker benutzen Haut, Knochen, Sehnen des Tieres in der mannigfaltigsten Weise und essen das schwarze Fleisch. Die ältern Autoren gaben eine mit vielen Sagen und Märchen geschmückte Beschreibung des Tieres; ein Bischof von Drontheim sandte den eingesalzenen Kopf eines Walrosses an den Papst, und nach diesem Kopf lieferte Gesner eine ziemlich richtige Beschreibung. Gute und ausführliche Berichte gab zuerst Martens gegen Ende des 17. Jahrh. Gefangene Walrosse wurden wiederholt nach Europa gebracht, das erste erweislich 1608.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 356.
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