Liebig, Georg Freiherr

Liebig, Georg Freiherr von
Liebig, Georg Freiherr von

[1007] Liebig, Georg Freiherr von, als Sohn des berühmt. Chemikers Justus v. L. 17. Febr. 1827 zu Giessen geb., studierte daselbst und in Berlin, promovierte in Giessen 1853, machte bald darauf eine 2. Prüfung in London beim Coll, of Surg., trat in den Dienst der engl.-ostind. Kompagnie in Bombay 1853 und wurde, nach 3jähr. Dienstzeit mit engl. u. ind. Truppen, 1856 nach Calcutta als Prof. der Naturgeschichte am Hindu-College berufen. Er kehrte 1858 nach Europa zurück, wurde nach kurzem Aufenthalte in Berlin, um besonders die neueren Fortschritte in der Gynäkologie kennen zu lernen, 1859 Bezirks- und Salinenarzt in Reichenhall, blieb in dieser Stellung 15 Jahre lang und gab sie 1873 auf. Er bewohnt seitdem Reichenhall nur während der Sommermonate, zur Ausübung der Praxis, und lebt im Winter in München, wo er sich 1877 für Klimatologie und Balneologie habilitierte. Litt. Arbeiten: »Ueber die Respiration der Muskeln« (Müller's Archiv 1851) – »Ueber die Temperaturunterschiede des venösen und arteriellen Blutes« (Inaug.-Diss., Giessen 1853). Aus Indien machte er über eine kleine Choleraepidemie (Arch. f. gemeinn. Arbeiten) eine kurze Mitteilung, veröffentl. zwei meteorol. Arbeiten im Journ. of the Asiat. Society in Calcutta, über die Bahn eines Wirbelsturmes und Abzug des Wasserdampfes von der Barometerhöhe, den er als[1007] ungerechtfertigt nachwies. Über die klim. Eigentümlichkeiten, die Kurmittel von Reichenhall und deren Wirkung veröffentlichte er Arbeiten im Bayer, ärztl. Intelligenzbl., der W. m. W., der Deutschen Klinik und der D. m. W., zusammengefasst in der Badeschrift: »Reichenhall, sein Klima und seine Heilmittel« (5. Aufl. Reichenhall 1883). Nach Errichtung einer pneumat. Kammer für die Anwendung des erhöhten Luftdruckes in Reichenhall 1866 publizierte er ausser den schon im alten Lexikon genannten Arbeiten: »Die Wirkung des Luftdruckes auf die Circulation« (Du Bois-Reymond's Archiv 1888), ferner eine Anzahl von Arbeiten über Beobachtungen unter dem erhöhten und dem verminderten Luftdruck bezüglich der Athmung, Muskelkraft, Blutdruck, Puls, meist in den Sitzungsber. d. Ges. f. Morphol. und Physiol. in München, welche z.T. zu einer Arbeit über die »Bergkrankheit« Veranlassung gaben (D. Vrtljhrsschr. f. öffentl. Gesundheitspfl., XXVIII, 1896) und 1898 in einem Buche »Der Luftdruck in den pneumat. Kammern und auf Höhen« zusammengefasst wurden. Ausser Zusammenhang mit den seither erwähnten Arbeiten stehen: »Gewichtsbestimmungen der Organe des menschlichen Körpers« (Reichert's und Du Bois-Reymond's Archiv 1874) – »Zur Beurtheilung der Revaccination« (Deutsche Klinik 1873) – »Die Nährsalze und die Molke« (Vortr. Balneol. Vers., Berlin 1881; W. m. Bl.[1008] 1881). Dazu zahlreiche andere Arbeiten und Aufsätze teils in den bereits genannten Zeitschriften, teils in der B. klin. W. und in dem D. A. f. klin. Med.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1007-1009.
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