Amalfi

[383] Amalfi, 1) Stadt am Meerbusen von Salerno in der neapolitanischen Provinz Principato citeriore, Erzbischof, Seidenbau, Papier-, Nadelfabrik, Hochofen, Maccaronibäckereien; 3500 Ew. Das Seerecht von A. (Tabula Amalfitana), galt sonst in ganz Italien; hier wurden die Pandekten, welche ein amalsinischer Kaufmann aus dem Orient mitgebracht hatte, aufgefunden; A. war die Vaterstadt[383] Fl. Gioja's, der den Compaß erfand, u. Masaniello's. 2) (Gesch.) A. ward unter Constantin d. Gr. gegründet, kam nachher unter die Herzöge von Neapel u. um 834 an Sichard, Fürsten v. Benevent. Als sich 851 Salerno von Benevent losriß, blieb A. dem Fürsten von Salerno treu, wählte sich aber seine eigenen Präfecten u. machte sich zuletzt ganz unabhängig. Ihre Verfassung war freier als in den anderen kleinen italienischen Fürstenthümern, daher auch ihre Consuln u. Grafen, u. später Herzöge, welche von dem griechischen Kaiser bestätigt u. zuweilen mit dem Namen Patricier geehrt wurden, nicht erblich waren. Der Staat A. hatte sich durch Kriegsglück u. Macht zur See so vergrößert, daß er zu Ende des 9. Jahrh. in O. bis nach Vico Vecchio, in W. bis an das Vorgebirg der Minerva reichte, in N. gehörte ihnen Lettere, Gragnano, Pimontio, in S. Scala, Ravello, Atrani, Tramonti, Positano, Cirara u. a. Später erhielten sich die Herzöge länger in der Regierung; Mansus Fusulus reg. 892–908, u. da er in das Kloster ging, folgte ihm bis 948 sein Sohn Mastulus I. Aber dessen Sohn Mastulus II. wurde schon nach 4 Jahren mit seiner Mutter ermordet, u. ihm folgte sein Mörder Sergius. Nach 7 Jahren ward Mansus II. gewählt, der sich großes Ansehn verschaffte; doch nach 24jähriger Regierung wurde er von seinem Bruder Alfenus vertrieben, floh nach Salerno u. wurde dort zum Fürsten gewählt. Aber nach kurzer Zeit ermordete das Volk in A. den Alfenus u. rief den Mansus zurück, worauf er noch 16 Jahre regierte Durch ihn ward A. mit Salerno verbunden, doch nur auf kurze Zeit. Als Mansus ums I. 1000 st. folgte ihm sein Sohn Johann I. Petrella, det aber schon 1004 wieder st.; nun kam sein Sohn Sergius V. zur Regierung, der seinen ältesten Sohn, Johann II., zum Mitregenten annahm aber sie wurden von den mit ihnen unzufriedenen Amalfitanern vertrieben (1017) u. flohen nach Neapel; an ihrer Stelle wurde Mansus IV., ein anderer Sohn des Sergius, gewählt, der mit seiner Mutter Maria regierte, bis ihn sein Bruder Johann II. blenden ließ. 1039 eroberte Guaimar IV. von Salerno A. u. Johann II. floh nach Constantinopel. Aber gegen Guaimar empörten sich die gegen Salerno stets feindselig gesinnten Amalfitaner (1044) u. riefen den geblendeten Mansus IV. wieder auf ihren Thron. Auch Johann II. kam wieder von Constantinopel zurück u. stiftete gegen Mansus eine Empörung an, daß derselbe 1053 vertrieben u. er selbst zum Herzog gewählt wurde. Johann II. regierte bis 1069, wo ihm sein Sohn Sergius VI. folgte, u. nach dessen Tode 1074 ward sein Sohn Johann III. Herzog. Diesen vertrieb Gisulf II., Herzog von Salerno, u. Gisulf wurde von einer Partei in A. zum Herzog gewählt; da er indeß hart u. eigenmächtig regierte, so wendeten sich seine Gegner an Robert Guiscard um Hülfe; Dieser zog gegen Salerno u. verband nach der Eroberung Salerno's A. 1077 mit seinem Königreiche Apulien u. Calabrien. Von nun an hörte A. auf, ein eignes Herzogthum zu sein. Die durch ausgebreiteten Handel erhaltne Blüthe A-s hörte nach der Plünderung durch die Pisaner 1135 u. seitdem König Roger Salerno mehr begünstigte, auf. Erst später wurde das Herzogthum A. wieder hergestellt, als König Alfons Raimund Orsini, Fürsten von Salerno, damit belehnte; König Ferdinand übertrug es nachher an Antonio Piccolomini, einen Neffen des Papstes Pius II.; ihm folgte sein Sohn Alfons I. u. 1498 dessen Sohn Alfons II. Um 1650 gab der König von Spanien Ottavio Piccoloinini das von seinen Vorfahren besessene Herzogthum A. wieder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 383-384.
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