Autŏgraph

[88] Autŏgraph (v. gr.), 1) was selbst schreibt, Copirmaschine; 2) bes. in der Mehrzahl Autogrăpha (Autographen), Urschriften, Manuscripte, welche Verfasser entweder selbst geschrieben od. wenigstens unterschrieben haben. A. von Fürsten, politisch berühmten Personen, namhaften Gelehrten u. Künstlern wurden schon früher, selbst im Alterthum gesammelt, namentlich die Urschriften von Gedichten, Reden u.a. Büchern (Archetypa); später, nach dem Mittelalter, legte man Autographensammlungen von befreundeten Personen in Form von Stammbüchern an; in neuester Zeit sind solche Sammlungen sehr in Mode gekommen, u.a. machen jetzt sogar einen Gegenstand des Handels, u. auch des Betruges aus, wie z.B. 1854 ein großer mit angeblichen A. Schillers getrieben wurde. Der Autographenhandel ist in neuerer Zeit ein namentlich in England eigends ausgebildeter Erwerbszweig geworden. In Deutschland u. Frankreich ist er meistens mit dem Antiquarbuchhandel verbunden. Der Verkauf wird gewöhnlich mittelst Auctionen bewirkt, deren jährlich mehrere in London, Paris, seltener in Leipzig, Cöln u. Paris stattfinden. Das Interesse u. die Wichtigkeit der A. richtet sich theils nach der Wichtigkeit der Person, von der sie herrühren, theils nach dem Inhalt, theils nach der Seltenheit der von einer Person übrig gebliebenen Schriftstücke. Für seltene, gutgehaltene u. interessante A. sind von Liebhabern 10,000 Francs u. darüber bezahlt worden. Die erste in großartigem Style systematisch angelegte Autographensammlung wurde von Lomenie de Brienne, dem Staatssecretär Heinrichs IV., veranstaltet, dann von den Gebrüdern Dupuy unter Ludwig XIII., u. von Gaiguères unter Ludwig XIV., in dessen Besitz sie überging, vervollständigt. Diese später weiter geführte Sammlung von Briefen u. Documenten umfaßt nicht nur französische, sondern auch deutsche, italienische, spanische u. andere A. u. ist für die Geschichtsforschung von großem Werthe. Die merkwürdigste Privat-A-sammlung in Europa war die Donnadius'sche, welche 1851 in London versteigert wurde. Es gibt auch lithographirte Nachbildungen solcher A. von Smith, Natan, Dorow, die Isographie des hommes célèbres, Paris 1828–30, 3 Bde. nebst Supplement 1839. Autographen-Prachtalbum zur 20jährigen Gedächtnißfeier des Westfälischen Friedensschlusses, Lpz. 1848, Fol. Vgl. Fontaine, Man. de l'amateur d'autographes, Paris 1836. Daher Autographisch, von eigener Hand geschrieben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 88.
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