Ballāde

[247] Ballāde, ursprünglich wohl ein Lied, mit Mimik vorgetragen; jetzt ein der Form nach lyrisches Gedicht mit epischem Stoffe, der meist der Volkssage entlehnt od. im Geiste derselben gedichtet ist. Am frühesten bestand die B. als Ballata bei den Italienern, sie war ein rein lyrisches Gedicht kleineren Umfangs u. meist erotischen Inhalts. Auch findet man bei den Franzosen Ballades in diesem Sinne, aber seit Molière, der sie hart tadelte, kamen sie in Frankreich ab. Schon im 14. Jahrh. findet sie sich in ihrer jetzigen Form in England u. von da an ist dies Land u. bes. Schottland der Hauptsitz der B-n gewesen. Sie bestand dort aus 3 Strophen, in denen immer dieselben Reime wiederkehrten u. am Ende derselbe Refrain stand. Als erzählendes Lied hat die B. mit der eigentlich spanischen Romanze die größte Verwandtschaft, nur daß die Romanze noch mehr lyrisch als episch ist u. die Merkmale des leichten südlichen Charakters an sich hat, während die B. den ernsten nordischen Charakter zeigt. Die B. verlangt als Lied eine kürzere, einfachere Handlung, als das eigentliche epische Gedicht u. eine raschere Darstellung. Fast jedes neuere, sich poetisch ausbildende Volk hat B-n als älteste Denkmäler seiner Geschichte aufzuweisen. Zum Vortrag derselben, bes. mit Begleitung der Musik, gehört auch die lyrische Versart, od. die Ausbildung der Strophen; doch ist sie kein untrügliches Kennzeichen der B. In der B. war unter den Deutschen Bürger vornehmlich ausgezeichnet, er gab ihr den volksmäßigen Ton wieder, welchen die älteren Lieder hatten; ihm folgten Stolberg, Goethe, Schiller, der aber durch Glanz der Schilderung die Einfachheit des alterthümlichen Tons aufhob, Uhland, die beiden Schlegel, Tieck, Schwab, Chamisso, Zedlitz, Heine, Nik. Lenau, Freiligrath etc. Mehr s.u. den einzelnen Nationalliteraturen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 247.
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