Ballspiel

[252] Ballspiel. Das B. kommt als Sphäromachie schon bei den ältesten Griechen vor u. gehörte bei denselben zu den gymnastischen Übungen; es wurde in besonderen Plätzen (Sphäristerien) geübt u. die Gewandtheit darin galt als Kunst (Sphäristik). Bei Homer kommt außer dem Spiel mit dem B. (Sphära), wo Einer denselben einem od. mehreren Andern zuwarf, bes. noch das mit Tanz verbundene B. vor, wo der Eine den Ball in die Höhe warf u. der Andere im Tanze denselben aus der Luft sing. Später hieß diese Art des B-s Urania. Außerdem nennt man noch mehrere Arten: Aporrhaxis, wo Einer dem Andern den Ball zuwarf, dieser ihn aber nicht fing, sondern wieder fortwarf, so daß der Ball stets im Kreis der Spielenden umherflog; Harpaston (Ephelinda, Phäninda), wobei die eine Partei den Ball der andern zuwarf u. zwar über ihren Standort hinaus zu werfen suchte etc. Der Ball war ledern od. wollen, mit Wolle, Haaren, Feigenkörnern u.a. elastischen Stoffen gefüllt. Auch hatte man Ballons von Leder od. Blase, die zuweilen aus verschiedenfarbigen Stücken zusammengesetzt waren. Bei den Römern gehörte das B. ebenfalls zu den Leibesübungen u. wurde oft in Bädern gespielt; bei ihnen gab es 4 Arten der Bälle (Pilae): der große Follis. Ballon (s.d.); Harpastum. kleiner als der vorige, der auf die Erde geworfen wurde, worauf die Spielenden ihn zu bekommen suchten, um ihn weit fortzuwerfen; Pila paganica, ein mit Federn fest gestopfter Spielball, den man bes. in den Gymnasien brauchte; Trigon. ebenfalls ein festgestopfter Ball, aber kleiner als der vorige, mit welchem man bes. in Bädern spielte u. zwar zu dritt, so daß die Spielenden in einem Dreieck standen u. den Ball gemeiniglich mit der linken Hand warfen. Auch im Mittelalter blieb das B. sehr gewöhnlich, u. bei den germanischen Stämmen spielten es die gesetztesten Männer. Bald baute man eigne Ballhäuser (s.d.) dazu u. spielte Tage lang in diesen, in einer eignen ganz leinenen Kleidung mit einer leinenen Mütze, den Leib mit einer Binde von ähnlichem Stoffe umwunden u. in sehr biegsamen Schuhen. In Italien ist das Ballonspiel noch sehr beliebt u. ganze Städte fordern sich auf dasselbe heraus u. wettkämpfen in demselben, was stets ein Volksfest ist. Ein festliches Ballonspiel ist der Giuoco del Calcio. Die Parteien stehen 50 Schritte von einander entfernt u. die Spieler zu 4 neben einander u. suchen den Ballon mit den Füßen in das Feld der anderen zu werfen; die Partei, in deren Feld er liegen bleibt, hat gewonnen. Sonst ward mit diesen Spielen großer Luxus getrieben, u. es war eine der Hauptcarnevalsbelustigungen junger Edelleute, mit aller möglichen Pracht in Kleidern, Gefolge etc. ausgeführt. Im 17. u. 18. Jahrh. kam das B. als gymnastische Übung für Erwachsene nach u. nach ab; doch erhielt es sich noch als Federballspiel (s.d.) unter den höhern Ständen in Frankreich. In den Niederlanden, bes. in Holland, ist als Ersatz des Kegelspiels, das B. als Kolfspiel gewöhnlich; es wird mit 2 od. mehr, etwa 1–11/2 F. im Durchmesser haltenden, elastischen, ausgestopften ledernen Ballons mit einer Art Masse, wie im Billard, auf einem sehr breiten Kegelschub gespielt, u. es kommt darauf an, den Ballon des Gegners zu treffen u. von seiner Stelle zu entfernen. In Deutschland ist gegenwärtig das B. nur noch bei Kindern u. der halberwachsenen Jugend üblich. Die Spiele sind nach Übereinkommen, Ort u. Verhältnissen höchst verschieden. Die einfachste Art ist das sogenannte Balltreiben, wo der auf der Erde liegende Ball nach kleinen, in den Rasen gegrabenen Löchern mit Stöcken hingetrieben wird; u. der Fangball, wo man sich den gewöhnlichen Ball gegenseitig zuwirft u. ihn mit den Händen zu fangen sucht. Ausgebildeter schon ist der Eckball, wo 4 Personen in einem Viereck stehen, u. sich den Ball zuwerfen u. ihn fangen; mehrere Regeln suchen Abwechslung in das Spiel zu bringen. Bei dem Langball (Burg) wird der Ball mit einer Ballpritsche od. einem runden Ballstock in die Luft geschlagen; die andere Partei sucht den fortgeschlagenen Ball zu fangen. Andere Arten B. sind noch das Stando (s.d.), das Anwerfen des Balls an eine Mauer u. Fangen des rückspringenden, für Eine Person, u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 252.
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