Benjowski

[568] Benjowski, Moritz August, Graf von B., geb. 1741 zu Werbova in der Neutraer Gespannschaft, wo sein Vater General der Cavallerie war, nahm als Lieutenant im Siebenjährigen Kriege an der Schlacht bei Prag u. an der Belagerung von Schweidnitz Theil, ging 1758 nach Lithauen zu seinem Onkel, dem Starosten B., welchen er beerbte. Nach dem Tode seiner Mutter gerieth er mit seinen Stiefschwestern in Streit über. sein mütterliches Erbe u. durchreiste aus Mißmuth Deutschland, England u. Holland. Berufen von einigen polnischen Magnaten, nahm er an der Krakauer Conföderation Theil, wurde Generalquartiermeister u. schlug die Russen bei Kumenka; 1769 bei einem Gefecht von den Russen gefangen u. 1770 nach Kamtschatka geschickt, erwarb er sich durch seine Kenntnisse u. sein gutes Schachspiel die Gunst des Gouverneurs Nilow, der ihm seine Tochter Afanasia zur Gattin gab, obschon B. bereit seine Frau hatte. Aus Liebe zur Freiheit verschwor sich B. mit anderen Verwiesenen, verließ 1771 mit 96 Personen in einem im Hafen von Botscherezk weggenommenen Schiff Kamtschatka u. entkam glücklich über Formosa u. Macao (wo Afanasia starb) nach Frankreich; daselbst erhielt er ein Infanterieregiment u. dann, nachdem die Regierung seinen Vorschlag, Formosa zu colonisiren, abgelehnt hatte, den Auftrag, eine Colonie auf Madagascar anzulegen (1774). Er gründete hier Foul Point u. wurde von mehreren Indianerstämmen 1776 zum König gewählt. Von Isle de France her nicht gehörig unterstützt, ja von dem Gouverneur jener Colonie angeschwärzt, verließ er die französischen Dienste u. begab sich nach Österreich, wo er, zum General ernannt, 1778 im Gefecht bei Habelschwerdt gegen die Preußen commandirte. 1783 ging er nach London, suchte vergebens England für einen Angriff auf Madagascar zu gewinnen u. begab sich nach NAmerika, von wo aus er 1785 eine Landung auf Madagascar unternahm u. in einem Gefecht gegen die Franzosen im Mai 1786 seinen Tod fand. Die Geschichte seines abenteuerlichen Lebens, von ihm selbst französisch beschrieben, herausgeg. von Nicholson, Lond. 1700, 2 Bde., übersetzt von Georg Forster, Lpz. 1791, 2 Bde., u. von Ebeling, Hamb. 1791. Die Verschwörung in Kamtschatka ist der Gegenstand eines Schauspiels von Kotzebue.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 568.
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