Bunzlau

[461] Bunzlau, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz; sandig, stark bewaldet; bes. wird Flachs, Gemüse u. Obst gebaut; ansehnliche Bienenzucht, Spinnerei u. Weberei; wichtig der gute Töpferthon; 19,23 QM. u. 57,000 Ew.; 2) Hauptstadt daselbst am Bober u. an der Berlin-Breslauer Eisenbahn; Waisenhaus, Seminar, 1819 errichtete eiserne Denksäule auf den 1813 hier gestorbenen Feldmarschall Kutusow-Smolenskoi, 2 Boberbrücken, bedeutende Garn- u. Getreidemärkte, Ölfabrik u. Raffinerie, Obst- u. Bienenzucht. Bekannt durch seine Töpfe u. sein weiß u. blau glasirtes Kaffee- u. Theegeräth (Bunzlauer Gut). Hier auch der Bunzlauer Topf, ein 7 Fuß hoher, 8 Ellen weiter Topf, faßt 30 Scheffel. Freimaurerloge: Zur goldnen Kette. B. ist der Geburtsort von Tscherning u. Opitz; 7000 Ew. – B. wurde 1190 von Herzog Boleslaw I., der es vom Fürstenthum Glogau trennte u. dem Fürstenthum Jauer einverleibte, befestigt u. nach ihm Boleslawia genannt. Damals war B. wegen der nahen, ergiebigen Bergwerke berühmt u. wurde von den Herzögen mit großen Privilegien beschenkt; 1427 wurde B. von den Hussiten eingenommen u. verbrannt; 1623 von den Sachsen, 1633 von den Kaiserlichen, 1634 wieder von den Sachsen, 1639 von den Schweden u. 1642 von den Kaiserlichen erobert; 1648 von Herzog Heinrich von Münsterberg durch eine Plünderung gestraft, weil es sich seinem Vater, dem König Georg von Böhmen, entzogen u. an König Matthias von Ungarn ergeben hatte. 1739 brannte B. fast ganz ab. Hier am 30. Aug. 1813 Gefecht zwischen den Franzosen u. Alliirten. 3) (Alt-B.), Marktflecken im Bezirk Brandeis des Kreises Prag im österreichischen Kronlande Böhmen; 1046 gestiftetes Collegiatstift, zu der Marienkirche wird gewallfahrtet; darin auch das Grabmal des Chronisten Wenzel Hajek; Beschälanstalt; 1600 Ew.; 5) Jung-B., s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 461.
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