Chartres [1]

[877] Chartres (spr. Schartr), 1) Arrondissement des französischen Departements Eure u. Loire; 391/4 QM., 110,000 Ew. in 7 Cantonen; 2) Hauptstadt darin u. des Departements, an der Eure; alt u. winkelig gebaut; Departementalbehörden; 2 Friedensgerichte, Bibliothek (30,000 Bände), gothische Kathedrale (1836 durch den Blitz sehr beschädigt), Präfecturpalast, College, Seminar, naturhistorisches u. physikalisches Cabinet; Gerberei Färberei; großes Departemental- u. anderes Hospita.; Leder-, Hüte-, Strümpfe- u. Mützenfabrikation; Handel mit Getreide; Mineralquelle (Quelle von Petits Près); 17,000 Ew. Geburtsort von Desportes, Brissot de Varville u. Regniers. – Ch. hieß im Alterthum Autricum u. war die Hauptstadt der Carnuter im Lugdunensischen Gallien, weshalb sie auch Carnutumcivitas u. im Mittelalter Carnutum hieß; der Name Ch. kommt seit dem 12. Jahrh. vor. Das Christenthum soll schon zur Apostelzeit hier gepredigt worden sein. Ch. wurde bald Sitz eines Bisthums; 911 wurde es von den Normannen belagert u. 1019 fast ganz verbrannt. Im Mittelalter war es die Hauptstadt der Landschaft Beaucé u. wurde 1591 von Heinrich IV. erobert, der sich hier krönen ließ. Die Grafschaft Ch., Anfangs zu Neustrien gehörend, kam später mit Blois wieder an Champagne; nachher von der Champagne getrennt, erhielt es 1218 Graf Walther von Avesnes durch Heirath, u. von diesem Hugo von Chatillon, dessen Nachkommen es 1286 an den König Philipp den Schönen verkauften; 1528 erhob sie Franz I. zu einem Herzogthum, welches von der Krone als Apanage königlichen Prinzen od. Prinzessinnen, bes. aus dem Hause Orleans, gegeben wurde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 877.
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