Herd

[264] Herd, 1) ebener, gewöhnlich erhöhter Platz auf der Erde, gewisse Verrichtungen darauf vorzunehmen; 2) die Erderhöhung beim Vogelherd, wo die Netze liegen; 3) bei Wehren u. bei Schleußen s.u. Wehr u. Schwellwerk; 4) zum Waschen des Erzschliches, s.u. Waschwerk; 5) Ort, worauf Feuer unterhalten wird, vorzüglich der Küchenherd, welcher von Steinen aufgemauert ist, sich in der Küche gerade unter dem Schornstein befindet u. auf der obern Seite mit einem Casserolloche versehen ist, unter dem ein Aschenloch angebracht wird. Häufig ist auf dem H-e eine Bratröhre od. Kochmaschine angebracht, auch meist ein kupferner Kessel in demselben eingemauert. Bei den Griechen war dieser H. (Eschara, Hestia) heilig, denn er galt als Hausaltar u. auf dem H. standen die Hausgötter (vgl. Hestia); bei dem H. wurden auch heilige Eide geschworen. An den H. flohen Hülfesuchende (daher Ephestioi genannt), u. wenn sie denselben berührt od. sich in die Asche des H-es gesetzt hatten, so mußte sie der Hausherr schützen; vgl. Hiketä. Bei den Römern war der H. (Focus) im Atrium. Auf ihm wurde ein brennendes Feuer erhalten, um ihn standen die Bilder der Laren. Eine Erfindung Grahams in Glasgow ist der Gaskochherd (s.u. Gasbeleuchtung C), u. eine Erfindung Boquillon's der Rauchverzehrende H., s.u. Rauchverzehrung; 6) der Boden eines Ofens u. Kamins; bei Flammenösen die feste Unterlage für das im Ofen zu bearbeitende Material; 7) (Herdofen), kastenförmig od. kreisförmig ausgetiefte Feuerstätten, entweder ganz offen, od. an einer od. mehreren Seiten auf niedrigen Mauern od. Eisenplatten geschlossen; das Brennmaterial ist mit dem auf dem H-e zu bearbeitenden Erze etc. in Berührung u. wird entweder nur durch den natürlichen Luftzug, od. mit Gebläseluft verbrannt. Die H-e dienen für die Zwecke des Hüttenwesens: zum Rösten (Haufen, Röstgruben, Stadeln), Saigern u. Schmelzen (Frischherd, Treibherd, Silberfeinbrennherd; stets mit Gebläse); 8) so v.w. Herdblei; 9) so v.w. Minenherd; 10) (Eisengießerei), der Fußboden vor dem Ofen, mit einer Schicht Sand bedeckt, aus dem die Formen (Herdformerei) für den Guß gebildet werden; 11) ein beim Garmachen des Kupfers gewonnenes, kupferhaltiges Product; wird dem Krätzschmelzen unterworfen od. den Erzschichten zugetheilt; 12) die Unterrinde des Brodes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 264.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: