Graham [1]

[532] Graham (spr. Grähm), schottisches Geschlecht, das schon im 12. Jahrh. große Ländereien um Dumbarton u. Stirling besaß. Bekannt sind: 1) John, Anhänger Wallace's, fiel 1298 in der Schlacht bei Falkirk. 2) Patrick, Sohn des 1346 mit David Bruce bei Durham gefangenen Patrick G., war mit Egidia Stuart, Nichte des Königs Robert II. vermählt; unter seinen Söhnen war: 3) Patrick, welcher Graf von Strathern wurde; durch seinen Sohn William war er Urgroßvater von 4) Patrick, welcher während Jakobs II. Minderjährigkeit Mitglied der Regentschaft war, 1445 zum Lord erhoben wurde u. 1465 starb. Von William G. stammten noch: 5) John G. von Claverhouse, geb. 1650, diente erst unter Condé u. kämpfte dann für König Karl II. gegen die Covenanter; Jakob II. ernannte ihn zum Viscount Dundee, u. als derselbe geflohen war, brachte G. in den Hochlanden ein Heer zusammen, mit welchem er Wilhelms III. Truppen 1689 bei Killicrankie schlug, aber hier blieb. 6) Sir Thomas G. Lord Lynedoch, geb. 1750 auf dem Familiengute Balgowan in der Grafschaft Perth, jüngerer Sohn des schottischen Lords Lynedoch, trat 1793 zum Militär u. wurde vor Toulon Extraadjutant des Commandanten Mulgrave, 1795 Oberst u. ging nach Italien, wo er in der österreichischen Armee diente u. 1796 mit Wurmser in Mantua eingeschlossen wurde, entkam aber zu Alvinzy, focht dann als General in Spanien u. zeichnete sich namentlich beim Sturm auf S. Sebastian aus. 1814 wurde er als Baron Lynedoch zum Peer ernannt u. erhielt den Oberbefehl über das 18,000 M. starke britische Corps, welches in Holland landete, focht hier bei Merxen gegen Maison u. bombardirte Antwerpen. Fortwährend hielt sein Corps Bergen op Zoom eingeschlossen u. versuchte in der Nacht vom 8.–9. März dasselbe zu überfallen. Seine Truppen waren bereits eingedrungen, wurden aber wieder hinausgeworfen, s. Russisch-deutscher Krieg von 1812–15. Er kehrte nach dem Frieden nach England zurück u. wurde 1821 General, 1826 Oberstproprietär des 14. Infanterieregiments u. 1820 Gouverneur des Dumbartonschlosses in Schottland. Der Whigpartei angehörend, vertrat er eine Reihe von Jahren die Grafschaft Perth im Unterhause. Seine letzten Lebensjahre brachte er meist in Italien u. der Schweiz zu u. st. am 18. Dec. 1843 in London. – Zu den G von Esk gehören: 7) Sir Richard G. auf Esk, geb. 1648, war unter Karl II. englischer Gesandter in Paris, wurde 1680 zum Viscount Preston ernannt u. unter Jakob Staatssecretär; nach den Ereignissen von 1688 wurde er als Anhänger Jakobs II. lange gefangen gehalten, nachher aber von Wilhelm III. frei gelassen; er st. 1695. Die Pairie der G. von Esk erlosch 1739 u. ihre Güter gingen auf die G. von Netherdy über; zu diesen gehört: 8) Sir James Robert George, Baronet G., geb. 1792, seit 1824 seines Vaters Nachfolger in dem Familienbesitz Netherby in Cumberland, wurde 1820 von Carlisle u. 1830 für Cumberland in das Parlament gewählt u. war 1830–34 in dem freisinnigen Ministerium Grey erster Lord der Admiralität. Zu den Torys übergegangen, wurde er 1837 nicht wieder für Cumberland in das Parlament gewählt, trat aber 1838 für Pembroke ins Unterhaus u. wurde 1841 unter Peel Staatssecretär des Innern; auf diesem Posten brachte er, der frühere Vertheidiger des Schutzzolls, das neue Freihandelssystem zur Ausführung u. vermittelte 1844 die Kunde von dem Unternehmen der Brüder Bandeira gegen Italien an die österreichische Regierung, wodurch er sich einen heftigen Tadel des Parlaments zuzog. Nachdem er mit Peel 1846 von der Regierung zurückgetreten war, wurde er 1847 für Ripon u. 1852 für Carlisle in das Parlament gewählt. Unter Aberdeen nahm er im Dec. 1852 wieder seine frühere Stelle als erster Lord der Admiralität ein, gab aber im Febr. 1855 mit dem Ministerium seine Entlassung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 532.
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