Herzen

[298] Herzen, Alexander, geb. 1812 in Moskau, studirte. daselbst Naturwissenschaften u. Philosophie, wurde aber wegen seiner Hinneigung zum Hegelianismus u. wegen freisinniger Äußerungen 1835 nach Sibirien geschickt, erhielt jedoch die Erlaubniß in Perm zu leben u. bei der Verwaltung u. Justiz Dienste zu nehmen; von Perm kam er nach Wjätka, erhielt 1837 auf Verwenden des damaligen Großfürsten Thronfolger (jetzigen Kaiser Alexander II.) die Erlaubniß, nach Wladimir überzusiedeln, wurde 1839 amnestirt, 1840 nach Petersburg gerufen u. im Ministerium des Innern angestellt, aber bereits 1841 als verdächtig dieser Stelle enthoben u. als Regierungsrath in Nowgorod angestellt; er kehrte 1842 nach Moskau zurück, ging 1846 nach Berlin, 1847 nach Paris, bereiste seit 1847 Süditalien, war dann während der Februarrevolution wieder in Paris u. verkehrte viel mit den französischen u. deutschen Demokraten; 1849 zog er nach der Schweiz, wo er im Canton Genf das Bürgerrecht erwarb, u. siedelte 1851 nach London über, wo er eine Druckerei anlegte, seit 1853 ein freisinniges russisches Jahrbuch, Der Polarstern, u. die Monatsschrift Die Glocke u. Stimmen aus Rußland herausgibt, wozu eine große Anzahl vornehmer Russen Beiträge liefern. Er schr. seit 1842 unter dem Pseudonym Iskander: Der Dilettantismus in der Wissenschaft, u. Briefe über das Studium der Natur; die Romane: Wer ist Schuld? u. Der Doctor Krüpof; Reiseerinnerungen, Perm 1847; Vom andern Ufer, 1850; Briefe aus Italien u. Frankreich; bis 1848 mehrere Novellen, gesammelt[298] als Unterbrochene Erzählungen, 1854; Frankreich od. England, Lond. 1858; Mémoires de l'impératrice Catharine II. écrit par elle même, Lond. 1859 (deutsch, Hannover 1859).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 298-299.
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